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Facebooks Campus in Menlo Bark im Süden der San Francisco Bay.

Foto: Reuters

Der Erfolg der Tech-Riesen hat aus so manch beschaulicher Ortschaft rund um die Bucht von San Francisco eine bekannte Adresse gemacht. Apple residiert in Cupertino, Google in Mountain View und in Menlo Park arbeiten tausende Angestellte für Facebook in einem riesigen Campus. Die einstigen Start-ups sind Konzerne von globaler Bedeutung geworden.

Das hat allerdings Konsequenzen. Die IT-Riesen sind dafür bekannt, Entwicklern, Designern und Managern gute Löhne zu zahlen. Und diese wollen freilich möglichst nahe an ihrem Arbeitsort wohnen. Für Immobilienfirmen eine angenehme Situation. Nicht aber für jene, die schon vor dem großen Techboom dort gewohnt haben. Immer mehr Familien müssen ausziehen, weil die Mieten für sie nicht mehr leistbar sind, berichtet der Guardian.

"Facebook gibt uns was? Nichts!"

Dort schreib man etwa über Sandra Zamora. Sie ist Vorschullehrerin und arbeitet auch in einem Restaurant. Ihre Wohnung liegt rund anderthalb Kilometer von Facebooks Hauptquartier entfernt. Nach elf Jahren stehen die Zeichen auf Abschied. Eine Gruppe von Immobilienfirmen hat das Gebäude mit 20 Apartments übernommen und die Miete drastisch erhöht. Zamora bleibt nun, so lange es noch geht und sucht derweil nach einem besser leistbaren Standort. "Facebook nimmt uns alles was wir haben – und gibt uns was? Nichts!", sagt sie. Ihren Account auf dem sozialen Netzwerk hat sie stillgelegt.

Eine andere Betroffene muss ihre Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld reißen und wird wohl über 100 Kilometer weit weg ins Inland ziehen. Ein Informatikstudent, der bereits Teilzeit arbeitet, wird wohl sein Studium aufgeben müssen, um sich seine Wohnung weiter leisten zu können. Durch den Einsatz einer Nonprofit-Organisation konnte nur eine "Gnadenfrist" vor der Erhöhung verhandelt werden, die jedoch nur kurz ist.

Keine rechtliche Handhabe

Genannt werden noch weitere Beispiele. In dem Gebäudekomplex hat sich nach der Benachrichtigung über den Mietanstieg eine Mieterallianz entwickelt. Die kämpferischen Bewohner mussten jedoch bald feststellen, dass sie rechtlich nicht viel ausrichten können.

Die Anhebung verstößt gegen kein Gesetz, selbst wenn manche der Wohnungen in fragwürdigem Zustand sind. Es gibt Risse in den Wänden, schlechte Beleuchtung und Probleme mit Kakerlaken und Nagetieren. Dennoch wurden laut den Bewohnern alleine im letzten Monat sieben Familien rausgeworfen.

Politik hat Entwicklung verschlafen

Laut Karen Chappel, Professorin für Stadt- und Regionalplanung an der University of Californie nennt Menlo Park den "Ground Zero" der Immobilienkrise. Es sei einer der "kompetitivsten Märkte des Landes". Das hat auch damit zu tun, dass die Lokalpolitik auf die rasante Nachfrage und die Gentrifizierungsentwicklung nicht vorbereitet war.

Gemäß einer jüngeren Schätzung fehlen im Bezirk rund 26.000 leistbare Wohnungen für Mieter mit niedrigem Einkommen. Nur 21 Prozent der "verdrängten" Haushalte bleiben in der Umgebung. Rund ein Drittel der Betroffenen erleben zwischenzeitlich Obdachlosigkeit oder eine prekäre Wohnsituation.

Kaum Besserung in Aussicht

Während diverse Immobilienfirmen auf "Guardian"-Anfragen nicht geantwortet haben, verweist Facebook auf Investitionen von 20 Millionen Dollar, die man in Wohnprogramme steckt. Eines der Projekte bringt 1.500 neue Wohneinheiten in die Gegend, wovon jedoch nur 15 Prozent für Mieten unterhalb des üblichen Marktpreises angeboten werden.

Teilweise ist die Preisentwicklung aber auch schon für Mitarbeiter der Konzerne selbst zum Problem geworden. In manchen Gegenden ist Wohneigentum selbst für gut verdienende Entwickler und Manager schwer leistbar geworden. (red, 21.06.2018)