Ein Entwickler hat den Source Code von "Blizzard" in mühseliger Arbeit rekonstruiert.

Foto: Blizzard

1.200 Stunden soll ein Programmierer in den vergangenen vier Monaten investiert haben, um "Diablo" zu rekonstruieren. Das Ergebnis dieser langwierigen Arbeit ist nun auf dem Code-Hosting-Portal Github zu finden. Zwecks Authentizität wurden dabei auch die Bugs, Fehler und der zum Teil schlecht geschriebene Code integriert. Dem Entwickler war es ein Anliegen zu verdeutlichen, was sich hinter dem RPG-Klassiker aus dem Jahr 1996 verbirgt.

Mit entwischten Infos gearbeitet

Der Source Code von "Diablo" war freilich nicht online verfügbar. Entwickler Blizzard setzt hierbei für gewöhnlich auf Geheimhaltung und hat bei bisher keinem Spiel das Code-Gerüst veröffentlicht. Somit musste der Developer bei seinem Reverse-Engineering-Projekt mit entwischten Informationen arbeiten. Konkret war in einem japanischen Port für die Erweiterung "Hellfire" eine Datei enthalten, die das Layout des Spiels aufzeigt.

Debug-Build in PC-Version

Eine Beta-Version des Ports gab weitere Infos und im regulären PC-Spiel war ein Debug-Build vorzufinden, der Zugriff auf Debug-Tools und mehr Code mit sich brachte. Die gesammelten entwischten Dateien ermöglichten auf diesem Wege eine Rekonstruktion des Source Codes. Die Kopie soll dem echten "Diablo" sehr nahekommen – sogar die Zeilennummerierungen sollen wie beim Original sein.

Spannende Einsicht in Entwicklung

Das Projekt ermöglicht nun einerseits eine sehr genaue Einsicht in das Spiel und andererseits, dass das Game regelmäßig mit Updates versehen wird und auch auf neuer Hardware läuft. Spannend ist auch die Tatsache, dass bei "Diablo" kurz vor der Veröffentlichung ordentlich geschludert wurde. Etliche Ideen wurden laut der Analyse des Source Codes verworfen und der Multiplayer-Modus wurde unter großem Stress integriert.

Intro-Video zu "Diablo".
EpicentrumDiablo

Wird Blizzard rechtliche Schritte setzen?

Fraglich ist zuletzt, wie Blizzard vorgehen wird. Der Entwickler weiß selber nicht, ob die Anwälte des Publishers nicht bald anklopfen werden, damit das Projekt offline genommen wird. Möglicherweise befindet man sich aber in einer rechtlichen Grauzone. Auch eine Anfrage von Kotaku wurde nicht beantwortet. "Diablo 2" will sich der Entwickler übrigens nicht zuwenden. Auch "Diablo 3" ist kein Thema, da das Spiel acht Mal mehr Code aufweist und ein Remaster wohl ohnehin bald kommt. (red, 21.06.2018)