Joseph Roth, "Die Flucht ohne Ende". € 11,30 / 241 min. Der Audio-Verlag, Berlin 2018

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Nein, ein Bericht ist das nun keineswegs. Auch wenn Joseph Roth 1927 mit dem Untertitel des Romans Die Flucht ohne Ende diesen so annoncierte. Zwei Jahre später nahm er es selbst zurück. Neue Sachlichkeit? War noch weniger, was hier dem österreichischen Offizier Franz Tunda ab 1916 widerfährt: russische Gefangenschaft in Sibirien, Ausbruch, Überleben als Jäger in der Tundra, dann die Nachricht, der Krieg sei zu Ende.

Er will zurückkehren, wird durch die russische Revolution und mehrere Liebschaften hin und her getrieben, Ukraine, Moskau, Baku, Wien, dann Paris und das Rheinland. Nirgendwo kommt er an. Er ist nicht Odysseus, der Listige, er ist schlichtweg menschliches Treibgut ohne Geld, ohne Zukunft, am Ende gescheitert.

Karl Walter Diess, einst die Synchronstimme von Roger Moore, las den Roman 1979 für den Saarländischen Rundfunk ein. Mit großartiger Intonation. Und einer makellosen vokalen Genauigkeit für Roths Rhythmus. Ob solcher fulminanter Rezitationen lohnt sich jede Mühe, die Tonarchive zu durchforschen. (Alexander Kluy, 26.6.2018)