Das Selfie hat immer mehr an Relevanz verloren.

Foto: APA/AFP/FABRICE COFFRINI

Wer sich in den letzten Jahren auch nur im Entferntesten auf sozialen Medien bewegt hat, hat sie mitbekommen: Die Duckfaces (Lippen zu einem Schmollmund zusammenpressen), der Fish Gape (Lippen schürzen) und Konsorten. In den vergangenen Jahren haben Selfies sich aber immer weiter entwickelt: Selfie-Sticks und zahlreiche Programme sorgen dafür, dass das perfekte, symmetrische und teilweise sogar "KI"-verbesserte Frontkameras (Xiaomi, Huawei). Zudem präferieren viele es mittlerweile, sich für ihr Social-Media-Foto einfach von anderen fotografieren zu lassen, sozusagen, um eine echte Momentaufnahme zu schaffen. Kim Kardashian West, Model und Instagram-Star, bezeichnete die Zeit der Selfies als "vorbei". Und, wie Wired berichtet, auch Google Trends zufolge hat der Begriff auch schon langsam wieder seine Popularität verloren.

Form des Selbstporträts

Dem stimmt nicht jeder zu – Tommy Honton, Kurator des Selfie-Museums im kalifornischen Glendale in den USA, findet etwa, dass Selfies eine Form des Selbstporträts darstellen. "Zu sagen, das Selfie ist tot, wäre, als würde man sagen, die Ära der Fotografie ist vorbei", so Honton zu Wired. Das Museum sei dazu da, zu zeigen, dass Selfies nicht bloß eine Form des Narzissmus, sondern eine des künstlerischen Ausdrucks seien.

Bürgerjournalismus

Die Kulturkritikerin Negar Mottahedeh etwa ist der Meinung, dass das Selfie Menschen miteinander verbindet. Es sei ein wichtiger Teil des Bürgerjournalismus während des arabischen Frühlings gewesen. Doch mit dem weiteren Einfluss großer Konzerne würde auch die Macht des Selfies sinken, da Politik auf solchen Plattformen immer mehr kontrolliert wird. Politische Memes würden sich dem hingegen widersetzen, gerade, weil sie auch in der Realität bei Demonstrationen abgebildet werden.

Honton befindet, dass das Selfie durch seine Intimität und seine Unmittelbarkeit noch einen Wert hat. Sie würden es erlauben, die Geschichte niederzuschreiben. Das Selfie werde daher als digitales Selbstporträt weiterleben. (red, 21.6.2018)