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Für Dänemark ist die K.-o.-Runde in Gefahr.

Foto: REUTERS/Dylan Martinez

Samara – Beim dänisch-australischen Kräftemessen eine fußballerische Gala zu erwarten, wäre verwegen gewesen, fast frech. Die WM wurde am Donnerstag eine Woche alt, der Mittwoch hatte ein dreifaches 1:0 geliefert, Lagerkoller bricht noch nicht aus, es regiert gehärteter Realismus.

Anstoß, Pass, Foul. Willkommen. Doch dann – Fußball! Dänemark spielte, Australien hatte einen Eckball, Dänemark schoss ein Tor. Was? Ja. Nicolai Jörgensen setzte Christian Eriksen wunderbar ein, der sprang mit Elan in den Halbvolley. Ein zentraler Schuss, aber ein scharfer Schuss, ein Tor (7.).

Gefällig

Es entsponn sich ein Fußballspiel, man kennt die Begriffe: gegenseitige Neutralisierung, zweikampfbetont et cetera. Man hat aber auch schon schlechtere Kicks gesehen bei diesem russischen Fußballfest. Die weiß-roten Dänen pressten den Australiern im Spielaufbau einen Ball ab, Pione Sisto wagte den Abschluss aus großer Distanz. Ein zentraler Schuss, aber ein scharfer Schuss, kein Tor (23.).

Es gab gefälligen Fußball und Chancen: Jörgensen köpfelte daneben (24.), Robbie Kruses Schuss sandte ein dänisches Bein zurück (31.), Mathew Leckies Kopfball blockierte Yussuf "Yurari" Poulsens ausgestreckter Arm, es war dies eine klassische Sprungbewegung. Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz gestikulierte nachdrücklich "kein Elfer". Mit Verzögerung wurde er zum Videostudium berufen, zeigte auf den Elfmeterpunkt. Mile Jedinak traf zum 1:1 (38.). Poulsen sah wie gegen Peru Gelb, er macht Frankreich am Dienstag also keine Sorgen.

Australischer Schwung

Trent Sainsbury sorgte beinahe für das sechste Eigentor der WM, Torwart Mathew Ryan wusste dies zu verhindern (44.). Dessen Pendant Kasper Schmeichel unterbrach den Leerlauf der zweiten Halbzeit, als er bei einer Flanke danebengriff – konsequenzenlos (67.). Australien war besser, brachte Schwung ins Spiel: Aaron Moy schoss wuchtig und knapp drüber (71.), Tom Rogic prüfte Schmeichel (72.). Der eingewechselte Daniel Arzani hatte die beste Chance, konnte den dänischen Goalie aus wenigen Metern aber nicht überwinden, detto Leckie Sekunden später (87.).

Man einigte sich auf ein 1:1, schüttelte die Hände zum Remis. Es war beileibe keine fußballerische Gala, aber auch keine Zeitverschwendung. Ein Nachmittagsspiel. Bezüglich Achtelfinalqualifikation blieb alles offen, Australien muss am Dienstag Peru schlagen und auf ein günstiges Ergebnis im Parallelspiel hoffen. "Wir hatten den Sieg verdient", klagte Australiens Trainer Bert van Marwijk, "wir hatten kein Glück." (Martin Schauhuber, 21.6.2018)

WM in Russland, Gruppe C, 2. Runde, Donnerstag

Dänemark – Australien 1:1 (1:1)
Samara-Arena, 40.727 Zuschauer, SR Mateu (ESP)

Torfolge:
1:0 ( 7.) Eriksen
1:1 (38.) Jedinak (Handelfmeter)

Dänemark: Schmeichel – Dalsgaard, Kjaer, Christensen, Stryger Larsen – Schöne, Delaney – Poulsen (59. Braithwaite), Eriksen, Sisto – N. Jörgensen (68. Cornelius)

Australien: Ryan – Risdon, Sainsbury, Milligan, Behich – Jedinak, Mooy – Leckie, Rogic (82. Irvine), Kruse (68. Arzani) – Nabbout (75. Juric)

Gelbe Karten: Poulsen (im nächsten Spiel gesperrt), Sisto bzw. keine

Stimmen

Age Hareide (Teamchef Dänemark): "Meine Spieler haben müde gewirkt, je länger das Spiel gedauert hat. Wir haben mit Einwechslungen versucht, neue Energie hineinzubringen, aber unser Spiel war unruhig. Wir haben den Ball zu oft verloren, zu viele Konter zugelassen. Aber das ist eine WM – es ist sehr hart, aber so ist es. Australien spielt sehr diszipliniert, Frankreich hatte Glück, sie zu schlagen. Aber das wussten wir. An Einsatz hat es meiner Mannschaft nicht gemangelt."

Bert van Marwijk (Teamchef Australien): "Die Enttäuschung ist groß nach diesen zwei Spielen. Wir hätten uns vier Punkte verdient. Wir haben gegen die Nummer zwölf der Weltrangliste sehr gut gespielt, hatten Chancen auf den Sieg. Wir hatten am Anfang Probleme, aber nach 15, 20 Minuten haben wir eine Lösung gefunden, ab da haben wir das Spiel kontrolliert. Sie hatten Angst in der zweiten Hälfte. Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen."

Mile Jedinak (Torschütze Australien): "Schade, dass wir nicht die drei Punkte geholt haben. Aber wir haben noch eine Chance. Wir haben uns ins Spiel zurückgeholt, Dänemark hatte dann nur noch wenige Möglichkeiten. Wir müssen bis zum Ende an uns glauben."