Interne Mails zeigen: Tesla-Chef Elon Musk lieferte sich einen offenen Schlagabtausch mit jenem Angestellten, der sich als Whistleblower sieht, und den Musk als "Saboteur" bezeichnet.

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Der vom Elektro-Autobauer Tesla wegen Datenklaus, Geheimnisverrats und mutwilliger Geschäftsschädigung geklagte Ex-Mitarbeiter Martin Tripp geht in die Gegenoffensive. Gegenüber dem US-Sender CNN bezeichnete sich der Beschuldigte in der Nacht auf Donnerstag als Whistleblower.

Tripp hatte bis vor kurzem als Techniker in der "Gigafactory" von Tesla in Nevada gearbeitet, sei dort aber schnell auf zahlreiche grobe Missstände gestoßen, wie er gegenüber dem Guardian betont. Diese habe er auch intern zur Sprache gebracht, seine Bedenken seien aber auf taube Ohren gestoßen.

Geklagter sagt, er wollte warnen

Der 40-Jährige behauptete, er sei vergangene Woche gefeuert worden, weil er versucht habe, Investoren und die Öffentlichkeit zu warnen. Unter anderem habe er herausgefunden, dass 1.100 beschädigte Batteriemodule beim neuem Model 3 verbaut wurden. Der ehemalige Angestellte stritt zudem ab, sich in Teslas Produktionssystem gehackt zu haben – dazu habe er gar nicht die Fähigkeiten.

Tesla hatte am Mittwoch Klage gegen den Mitarbeiter eingereicht, der einige Monate in der "Gigafactory" im US-Bundesstaat Nevada gearbeitet hatte. Das Unternehmen wirft ihm vor, sich ins System gehackt und dort Änderungen vorgenommen zu haben. Der Beschuldigte soll mehrere Gigabyte an internen Daten an Dritte weitergegeben und falsche Angaben gegenüber den Medien gemacht haben. Das volle Ausmaß der "illegalen Aktivitäten" werde noch ermittelt. Tripp hat dazu natürlich eine andere Sicht der Dinge: Das Unternehmen versuche ihn mit allen Mitteln zum Schweigen zu bringen, da man die groben Missstände im Unternehmen verheimlichen wolle, betont der Techniker.

"Mutwillig" und "arglistig"

Tesla gehe davon aus, dass der Angestellte "mutwillig und arglistig" gehandelt habe, um dem Unternehmen gezielt zu schaden, heißt es in der Anklageschrift. Der Mitarbeiter soll im Oktober 2017 als Techniker in Teslas Batteriefabrik angeheuert und dort Zugang zu hochsensiblen internen Informationen gehabt haben. Danach habe es rasch Ärger mit dem Mann gegeben, der mit seiner Rolle unzufrieden gewesen und aggressives Verhalten gegenüber Kollegen gezeigt habe.

Tesla-Chef Elon Musk hatte die Angestellten bereits am Wochenende in einer E-Mail über einen angeblichen Feind in den eigenen Reihen informiert. Ein Mitarbeiter habe "umfassende und schädliche Sabotage" begangen, hieß es in dem Rundschreiben von Sonntagabend. Als Motiv des Mannes nannte Musk eine gewünschte Beförderung, die ihm versagt worden sei. Es könnte aber noch weit mehr dahinter stecken, deshalb werde die Untersuchung fortgeführt.

Tesla-Chef wittert Verschwörung

Musk deutete an, dass er sich eine Verschwörung vorstellen könnte. "Wie ihr wisst, gibt es eine lange Liste von Organisationen, die wollen, dass Tesla stirbt", schrieb der Firmenchef mit Verweis auf die Öl- und Gasindustrie sowie auf Wall-Street-Spekulanten, die gegen die Aktie der Firma wetten. Später brachte Musk auch einen Brand in Teslas Fabrik im kalifornischen Fremont mit möglicher Sabotage in Verbindung. Er forderte von den Mitarbeitern, auf alles zu achten, das "nicht im besten Interesse unseres Unternehmens ist".

Die Washington Post hat mittlerweile auch die E-Mail-Konversation zwischen Musk und Tripp öffentlich gemacht. In diesen streitet der Techniker ab, dass es sein Ziel sei, Tesla zu schaden, wirft dem Firmenchef aber vor sowohl die Öffentlichkeit als auch Investoren offen belogen zu haben. Musk wiederum droht Tripp in den Mails wiederum recht unverblümt mit rechtlichen Konsequenzen und wirft ihm Verrat an Tesla vor. Zudem bezeichnet er Tripp als "furchtbares menschliches Wesen". (red/APA, 22.06.2018)