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Ungarns Premier Viktor Orbán und Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz beim Gipfel der V4 in Budapest.

Foto: REUTERS/Tamas Kaszas

Wenn Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz und das Wort Visegrád gemeinsam in einem Satz vorkommen, dann schaltet die politische Aufmerksamkeit regelmäßig auf Alarmmodus. Verlockend einfach ist die Vorstellung von einem konservativen Regierungschef, der von Wien aus die Annäherung an den "Osten" sucht. So wie am Donnerstag, als Kurz zu einem Gipfel der V4 nach Budapest reiste und dort seine Kollegen aus Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Polen traf.

Dass Ungarns Premier Viktor Orbán im Anschluss an das Treffen von einer Achse Visegrád-Wien sprach, bleibt dennoch Orbán'sches Wunschdenken. Selbst innerhalb der V4 – und selbst in der Asylpolitik, die zuletzt der stärkste Kitt zwischen den ansonsten gar nicht so homogenen Visegrád-Staaten war – tun sich Risse auf: Tschechiens Premier Andrej Babis etwa hält den Plan des deutschen Innenministers Horst Seehofer, die Grenzkontrollen in Bayern zu verschärfen, für inakzeptabel und tanzt damit aus der Reihe der Freunde nationaler Alleingänge.

Schubladisierungen funktionieren beim Thema Migration immer weniger. Das gilt auch für die von Kurz angedachte "Achse Wien-Berlin-Rom", die sich rasch als Achse Wien-München erwies. Und selbst diese könnte brechen, sobald es mit Zurückweisungen an der Grenze Probleme gibt. In der Migrationspolitik kämpft längst jeder gegen jeden. (Gerald Schubert, 21.6.2018)