Claudia Neumann: "Ich bin für ein glasklares Leistungsprinzip."

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Die Emotion ehrte Reinhold Beckmann. Am Mittwochabend, in der Talkshow Markus Lanz, sang er erst ein Loblied auf seine Moderatorenkollegin Claudia Neumann, um sich dann direkt an "alle Kerle" zu richten, "die ihr ins Netz geht und da blödsinnigste Sachen reinschreibt". Claudia Neumann, die bei der WM in Russland wie schon vor zwei Jahren bei der EM in Frankreich als ZDF-Livekommentatorin eingesetzt ist, sei früher in der Redaktionsmannschaft der Sat1-Bundesliga-Sendung "Ran" "eine der besten Fußballerinnen gewesen. Die hat uns schwindelig gespielt. Die versteht was von Fußball, und sie macht das verdammt gut. Drei Ausrufezeichen."

Nur um Neumanns Kompetenz geht es gar nicht bei der Jauche, die sich aus den Weiten des Netzes über die 53-jährige Rheinländerin ergießt – erneut ergießt, denn schon anlässlich ihrer diesbezüglichen Premiere am 11. Juni 2016 beim EM-Spiel Slowakei gegen Wales ging es vornehmlich um die Ungeheuerlichkeit, dass eine Frau ein Fußballspiel der Männer kommentiert – mal verbrämt durch Kritik an der Stimme oder an Namenskenntnissen, oft aber überdeutlich unterirdisch.

Kompetenz

Neumann sagt, dass sie sich um Kommentare dieser Art nicht kümmere. Die Kompetenz hat sie sich quasi von Kindesbeinen an erworben, sie spielte daheim in Düren leidenschaftlich Fußball – vornehmlich mit Buben und Männern. "Das letzte Mal, dass ich ein Kleid anhatte, war bei meiner Kommunion", sagte sie in einem Interview, "und da wurde ich förmlich reingezwungen. Viel lieber habe ich die Fußballklamotten meines Bruders aufgetragen."

Neumann studierte in Bonn Germanistik, Pädagogik und Sport, hospitierte bei RTL und bearbeitete ab 1993 Radsport, Tennis und Fußball bei Sat1 – und spielte eben Beckmann schwindelig.

Gegen die Quote

1999 zum ZDF gewechselt, avancierte Neumann 2011 anlässlich des Heimturniers der Frauen zur ersten Fußball-WM-Kommentatorin im deutschen Fernsehen. 2014 erregte sie Aufsehen, weil sie ein Interview mit dem besonders übel gelaunten Dortmund-Trainer Jürgen Klopp kurzerhand abbrach. Klopp entschuldigte sich, Neumann bemühte die Floskel, wonach Fußball eben nicht Eiskunstlauf sei.

Für Plätze vor dem Mikro bedarf es für sie übrigens keiner Frauenquote: "Ich bin für ein glasklares Leistungsprinzip. Wenn es gute Frauen gibt, werden die sich auch im Sportjournalismus durchsetzen." (Sigi Lützow, 21.6.2018)