In Wien-Alsergrund wird gerade ein sechsstöckiges Bestandsobjekt zu Österreichs erstem Talent-Garden-Standort umgebaut.

Visualisierung: Talent Garden

Regus-Eigner IWG eröffnete am Donnerstag im Orbi-Tower im Büroviertel Town Town sein Coworking-Konzept "Spaces". Auf 4.000 Quadratmetern gibt es 500 "Workstations".

Foto: Spaces

Langsam, aber sicher kommen sie nach Wien, die international agierenden Coworking-Anbieter. Talent Garden ist gerade dabei, seinen vor einigen Wochen gesicherten Standort in der Liechtensteinstraße 111–115 herzurichten. Auf 5.000 Quadratmetern sollen schon bald Start-ups und Freelancer einziehen. Ein sechsstöckiger Campus soll es werden, der neben 420 Arbeitsplätzen auch diverse Event-Räume und ein Café beinhaltet.

Derzeit wird das Gebäude, in dem zuvor die Bausparkasse ABV residierte und das dem Investor Klemens Hallmann gehört, umgestaltet. Einen fixen Eröffnungstermin kann Standortmanager Martin Giesswein noch nicht nennen, er hält aber fest, dass man jedenfalls noch heuer eröffnen will, "Stockwerk für Stockwerk". Sechs davon gibt es, im Erdgeschoß wird sich ein "Talent Garden Café" befinden, das neben den sogenannten "Taggers" (so werden bei Talent Garden die Mitglieder genannt) auch für Nichtmitglieder offen ist und gleichzeitig als Lobby fungieren wird. Ein Betreiber dafür wird gerade noch gesucht, bis Jahresende wird es aber geöffnet haben, verspricht Giesswein im Gespräch mit dem STANDARD.

Kleinbüros für drei bis acht Personen

Ein "Flex"-Arbeitsplatz im Open Space wird hier ab 180 Euro kosten, sagt Giesswein. Einen Fixplatz, der also nicht täglich neu gefunden werden muss, wird es ab 280 Euro geben.

Nur knapp die Hälfte der Arbeitsplätze wird sich aber in diesem Open Space befinden. Man bemerkt nämlich eine "sehr starke" Nachfrage nach Büros für drei bis acht Mitarbeiter, die versperrbar sind, "wo man also auch einmal die Tür zumachen, beim Verlassen des Raums dann aber trotzdem die Atmosphäre des offenen Raums genießen kann", so Giesswein. Etwas mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze wird deshalb in solchen Kleinbüros eingerichtet, womit das Konzept dann schon etwas mehr in Richtung des sogenannten "Business Center" geht.

Kaffeeküchen und "Pit Stops"

Im sechsten Geschoß wird es einen großen Gemeinschaftsraum mit Küche für Events und größere Meetings, in allen anderen Geschoßen ebenfalls Meetingräume und Rückzugsmöglichkeiten, Tee- und Kaffeeküchen und sogenannte "Pit Stops" mit Druckern etc. geben, verspricht Giesswein. Drei Millionen Euro will Talent Garden in den Wiener Standort investieren, der Standortmanager kündigt eine "starke individuelle Note" an.

Man habe sich "nach ausführlicher Analyse vieler europäischer Städte" für Wien entschieden, "weil wir denken, dass Wien zu einem der führenden Tech-Hubs in Europa werden kann", wird David Dattoli, Mitgründer und CEO von Talent Garden, in einer Aussendung vom April zitiert. Wien ist für den 2011 gegründeten Anbieter, der sein Headquarter im italienischen Mailand hat, der erste Standort im deutschsprachigen Raum. Die "stetig wachsende" Start-up- und Digital Community sei einer der Gründe für die Entscheidung gewesen, so Dattoli. Die Förderung der Ansiedlung durch die Wirtschaftsagentur Wien im Rahmen ihrer Start-up-Initiative war ein weiterer.

"Spaces" kommt, aber Regus bleibt Regus

Auch für Giesswein etabliert sich Wien gerade als einer der europäischen Top-Standorte für Tech-Start-ups. Dass deshalb auch immer mehr internationale Anbieter nach Wien kommen, beobachtet er laut eigenen Angaben sehr intensiv, sieht es aber alles andere als negativ, "weil es immer noch viel mehr Nachfrage gibt, als wir bedienen können". Zudem würden die Konzepte oft recht unterschiedlich sein.

Jenes von Spaces klingt aber doch recht ähnlich: Am Donnerstag eröffnete die International Workplace Group (IWG), Mutterkonzern von Regus, im Orbi-Tower den ersten österreichischen Standort ihres Coworking-Konzepts. Martijn Roordink, Mitgründer und CEO von "Spaces", kündigt gegenüber dem STANDARD gleich auch einen zweiten Standort ab 2019 beim Wiener Hauptbahnhof an. Zusätzlich arbeite man an einigen anderen Projekten. An eine Übernahme bisheriger Regus-Standorte wird dabei aber nicht gedacht, versichert er.

Im Orbi Tower gibt es nun auf knapp 4.000 Quadratmetern rund 500 Workstations, unter anderem in einem "großen, offenen Raum mit vielen kleinen Nischen und Sitzgelegenheiten", wie es in einer Pressemitteilung hieß. Auch hier wird auf die Vernetzung innerhalb der Community viel Wert gelegt, mit Angeboten von der Gründerberatung bis zum Yoga-Workshop.

Konkurrenz belebt die Community

Gewinner all dieser Ansiedlungen sei jedenfalls schon mal die Community, meint Talent-Garden-Manager Giesswein. Je mehr Angebot, desto größer werde diese.

Schon bald kann sie vielleicht wieder wachsen: Auch der US-Coworking-Konzern We Work sucht dem Vernehmen nach Flächen. "Leider haben wir momentan noch keine Ankündigungen für Wien zu machen. Der Markt ist aber auf jeden Fall sehr spannend für uns, und wir schauen immer nach passenden Möglichkeiten", sagt eine Sprecherin zum STANDARD. (Martin Putschögl, 23.6.2018)