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Foto: Ciro Fusco_ANSA via AP

Rom – Nachdem der italienische Anti-Mafia-Schriftsteller Roberto Saviano wiederholt die europakritische Haltung und den scharfen Antieinwanderungskurs seiner Regierung kritisiert hatte, drohte Innenminister Matteo Salvini, diesem den Polizeischutz zu entziehen.

Seit zwölf Jahren lebt der neapolitanische Journalist und Schriftsteller Roberto Saviano unter Polizeischutz. Im Oktober 2006 informierte ihn die Polizei darüber, dass er wegen seiner Recherchen und seines Buches über die Herrschaft der Camorra in Neapel, dem Bestseller "Gomorrha", in die Schusslinie der Mafia-Clans geraten sei. Seither steht eher unter Polizeibewachung. Diese soll Saviano nun verlieren, wenn es nach Salvini geht.

"Die zuständigen Behörden werden prüfen, ob Saviano gefährdet ist. Ich weiß, dass er viel Zeit im Ausland verbringt", betonte Innenminister Matteo Salvini auf Facebook am Donnerstag. Der 38-Jährige, der regelmäßig für die Tageszeitung "La Repubblica" schreibt, hatte zuletzt Medien aufgerufen, nicht zum Sprachrohr von Salvinis Antimigrationskampagnen zu werden. Damit hatte er sich viel Kritik aus rechten Kreisen zugezogen. Salvini erklärte, Saviano sei das letzte seiner Probleme. "Man muss jedoch prüfen, wie die Italiener ihr Geld ausgeben", meinte Salvini in Bezug auf die Polizeieskorte zum Schutz des neapolitanischen Journalisten.

"Du bist nur ein Kasperl"

Salvinis Worte lösten hitzige politische Reaktionen aus. Anhänger von Linksbewegungen organisierten am Donnerstagnachmittag vor der Abgeordnetenkammer einen "Flashmob" mit dem Motto "Ich stehe an Savianos Seite". Der Präsident der gemischten Fraktion in der Abgeordnetenkammer, der Parlamentarier der Südtiroler Volkspartei (SVP) Manfred Schullian, warnte, Polizeieskorten dürften nicht zum "Instrument politischen Kampfes" werden.

Saviano reagierte scharf auf Salvinis Worte. "In diesen Jahren habe ich unter einem enormen Druck gelebt: dem Druck der Camorra, der mexikanischen Narcos. Glaubst du, Salvini, dass ich vor dir Angst habe? Du bist nur ein Kasperl", reagierte der Schriftsteller auf Facebook. Er sprach vor einer dramatischen Situation in Italien. Salvini sei ein Hassprediger, der Migranten und Roma als größte Feinde betrachte. (APA, 22.62018)