Hier braut sich ein Ärgernis zusammen.
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Cambridge – Kleine Ursache, große Wirkung: Das Geräusch eines stetig tropfenden Wasserhahns in der Wohnung kann einem den Schlaf rauben. Hat man es erst einmal bewusst registriert, scheint es mit jedem Tropfen lauter zu werden, bis man entnervt aus dem Bett springt und entweder zur Zange oder zu Ohrstöpseln greift.

Die meisten würden vermuten, dass das charakteristische "Plopp", "Plink", oder wie immer man es bezeichnen möchte, das Aufschlaggeräusch des Tropfens auf der unter dem Hahn befindlichen Wasseroberfläche ist. Erstaunlicherweise ist es aber gar nicht der Tropfen selbst, den wir da hören, berichtet nun die Universität Cambridge. Das Tropfgeräusch wird in Wahrheit von Luft ausgelöst, wie Forscher um Anurag Agarwal vom Institut für Ingenieurwissenschaften mithilfe von Hochgeschwindigkeitskameras und Unterwassermikrofonen herausfanden.

Cambridge University

Und so läuft es wirklich ab: Beim Aufschlag des Tropfens wölbt sich die darunter befindliche Wasseroberfläche zunächst ein. Wegen seiner hohen Oberflächenspannung schließt sich das Wasser aber sofort wieder, wodurch eine Luftblase kurzfristig unter Wasser gefangen ist. Diese vibriert und versetzt dadurch die Wasserschicht, die sich in Windeseile um sie geschlossen hat, ebenfalls in Schwingung. Die Wasseroberfläche wird somit laut den Forschern zum "Kolben", der das gefürchtete Tropfgeräusch erzeugt.

Abhilfe naht!

Agarwals Team führte das Experiment vor allem aus Neugierde durch, sieht aber auch praktische Anwendungen: Zum Beispiel könnten die Erkenntnisse in genauere Messmethoden von Niederschlagsmengen einfließen. Auch künstliche Tropfgeräusche – etwa in Computerspielen – könnten so in Zukunft vielleicht etwas authentischer klingen als bisher.

"Wichtiger" ist aber vielleicht noch eine andere Folgerung aus dem Experiment: Wenn die Oberflächenspannung des Wassers für das Tropfgeräusch verantwortlich ist, dann lässt sich der Nervtöter leicht ausschalten, indem man diese verringert. Also einfach ein bisschen Spülmittel in den Wasserbehälter geben, der unter dem Hahn steht, dann sollte sich das Problem laut Agarwal erledigt haben. (red, 22. 6. 2018)