Im Spiel profitiert Mbappe von den Räumen, die ihm Giroud und Griezmann schaffen. Beim gemeinsamen Jubeln bleibt ihm wenig Platz.

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Kylian Mbappe nuschelte nur ein paar dürre Sätze. Frankreichs vielleicht wertvollster Trumpf auf dem Weg zum erhofften WM-Titel wirkte nach seinem historischen Auftritt seltsam gelangweilt. "Ein Traum" sei in Erfüllung gegangen, sagte der 180-Millionen-Euro-Teenie hastig. Er habe sich "aufgeopfert" für das Team und hoffe auf "mehr Tage wie diesen". Dann verschwand Mbappe ganz schnell im Mannschaftsbus.

Dabei hätte es noch viel zu bereden gegeben. Schließlich ist Mbappe nach seinem Siegtreffer zum 1:0 gegen Peru mit 19 Jahren und 183 Tagen nun der jüngste WM-Torschütze der Équipe Tricolore, ganz nebenbei schoss der Angreifer von Paris St. Germain sein Team vorzeitig ins Achtelfinale. Mbappe bestärkte die Grande Nation mit seinem Tempo, seinen Dribblings und Kunststücken in dem Glauben, dass Les Bleus in Russland den Titel holen können. Wenn, ja wenn die Offensive einmal ins Rollen kommt.

Die Systemumstellung

"Bravo", rief Trainer Didier Deschamps seinem Supertalent deshalb auch in den Katakomben zu und tätschelte ihm die Schulter. "Kylian hat herausragende Qualitäten." Der 19-Jährige sorgte gegen die Peruaner immer wieder für besondere Momente, sein Treffer in der 34. Minute war allerdings ein Abstauber. Aber Mbappe rannte eben in die Lücke, die nur ein echter Torjäger sieht.

Mbappe profitierte gegen Peru auch von Deschamps' Systemumstellung auf ein 4-2-3-1. Ganz vorn wühlte Olivier Giroud und verschaffte dem Jungspund so mehr Platz für seine Aktionen. Auch wenn Frankreich sicher noch nicht sein volles Potenzial abgerufen hat, eine Steigerung zum müden Auftritt gegen Australien war zu erkennen, Mbappe und Co deuteten an, wozu sie in der Lage sind. "Der Sommer beginnt, auch wenn längst nicht alles perfekt war", schrieb L'Équipe.

Makelosigkeit

Auch Deschamps sah die Defizite ("Wir haben gelitten"), doch der 49-Jährige war zufrieden. Zwei Spiele, sechs Punkte – da konnte er sich einen kleinen Seitenhieb gegen die Titelkonkurrenz nicht verkneifen. "Das ist bei anderen Mannschaften nicht der Fall", sagte Deschamps in Richtung der Deutschen, Spanier, Brasilianer und Argentinier.

Im Gruppenfinale gegen Dänemark am Dienstag soll sich das Team weiter finden. Ziel sei Platz eins, meinte Deschamps. "Wer unser nächster Gegner sein könnte, interessiert mich nicht." Es winkt ein Duell mit Kroatien, Island, Nigeria – oder Argentinien und Lionel Messi.

Nie gut genug

Kritik aus der Heimat, dass es gegen Peru kein Schützenfest wurde, kann Deschamps nicht nachvollziehen. "Wenn sie auf ein 5:0 hoffen, brauchen sie nicht zur WM zu kommen. Das wird nicht passieren", sagte der Mann, der 1998 als Kapitän mit Frankreich zu Hause den Titel holte.

Damals war Mbappe noch gar nicht geboren, aber natürlich kennt er die Geschichten über die Helden um Zinedine Zidane. Und er weiß, dass Frankreich damals mit zwei Siegen startete, dann – wie nun geplant – Dänemark schlug und schließlich nach einem 3:0 gegen Brasilien Weltmeister wurde. (sid, fri, 22.6.2018)