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Das ist Freude.

Foto: REUTERS/FABRIZIO BENSCH

Von einem "Sonderkrieg" war in einem serbischen Medium im Vorfeld des für die Aufstiegsplätze der Gruppe E gewiss mitentscheidenden Spiels gegen die Schweiz zu lesen. All das wegen eines mit der kosovarischen Flagge bedruckten Fußballschuhs des Schweizers Xherdan Shaqiri.

Die Spieler waren besonnener, sprachen von Vorbildwirkung. Dementsprechend wurde in Kaliningrad doch Fußball statt Krieg gespielt. Es war geradliniger, simpler Fußball. Also so: Branislav Ivanovic flankte, Aleksandar Mitrovic köpfelte, Yann Sommer parierte. Sekunden später gab es eine verfeinerte Kopie dieser Szene: Diesmal kam die Hereingabe von Dusan Tadic. Und, ungleich wichtiger, Sommer war bezwungen. 1:0.

Dass man auch ohne "Sonderkrieg" aggressiv auftreten kann, bewies Serbien mit drei Gelben Karten in der ersten Halbzeit. Die Schweizer hatten Chancen, Blerim Dzemaili brachte den Ball aber aus wenigen Metern nicht an Serbiens Schlussmann Vladimir Stojkovic vorbei (30.). Serbien stand tief und blieb der Flankerei treu. Nachvollziehbar. Dusko Tosic wurde bei einem Corner vergessen und vom Ball überrascht (45.).

Wuchtig

Halbzeit zwei – 1:1. Granit Xhaka wuchtete den Ball aus 20 Metern sehenswert ins lange Eck (52.). Die Hände des Mittelfeldmanns mit kosovarischen Eltern formten beim Jubel den albanischen Doppeladler, das fällt im konkreten Fall wohl unter die Kategorie "Sonderprovokation". Entweder der Jubel entging den Serben oder er war ihnen wurscht, denn es blieb ein Fußballspiel. Also flankte man weiter. Mitrovic wurde im Strafraum von zwei Mann griechisch-römisch bearbeitet, Schiedsrichter Felix Brych pfiff nicht, musste auch nicht zur Video-Nachhilfe.

Die letzten zehn Minuten brachten ein Stakkato an Schweizer Chancen: Stojkovic hatte einen Zuber-Weitschuss erst im Nachfassen, Ivanovic spielte einen Pass verwirrend knapp am eigenen Tor vorbei, Mario Gavranovic vergab den Matchball aus sieben Metern – sein unerkanntes Abseits wäre im Torfall aber wohl per Video aufgedeckt worden.

Dieses Problem hatte Shaqiri in der 90. Minute nicht. Aus der eigenen Hälfte gestartet bekam er einen idealen Pass, ließ sich von Tosic nicht einholen, bezwang Stojkovic. Adler, Leiberl ausgezogen. Gelb gab’s für Zweiteres. Serbien hatte dem Ergebnis nichts mehr entgegenzuwerfen. Die Schweiz hat den Aufstieg damit in eigener Hand, muss nur am Mittwoch einen Punkt gegen Costa Rica holen. (Martin Schauhuber, 22.6.2018)

Fußball-WM – Gruppe E, 2. Runde:

Serbien – Schweiz 1:2 (1:0).
Kaliningrad, Kaliningrad-Stadion, 33.167 Zuschauer, SR Brych (GER)

Tor: 1:0 (5.) Mitrovic

1:1 (52.) Xhaka

1:2 (90.) Shaqiri

Serbien: Stojkovic – Ivanovic, Milenkovic, Tosic, Kolarov – Milivojevic (81. Radonjic), Matic – Tadic, Milinkovic-Savic, Kostic (65. Ljajic) – Mitrovic

Schweiz: Sommer – Lichtsteiner, Akanji, Schär, Rodriguez – Xhaka, Behrami – Shaqiri, Dzemaili (73. Embolo), Zuber (94. Zuber) – Seferovic (46. Gavranovic)

Gelbe Karten: Milinkovic-Savic, Milivojevic, Matic, Mitrovic bzw. Shaqiri