Weiter Nebel um Froome.

Foto: APA/AFP

London – Wenig überraschend hält Chris Froomes langjähriger Trainer Kim Kerrison den wegen eines deutlich überhöhten Salbutamol-Wertes bei der Vuelta 2017 in der Kritik stehenden Tour-Sieger für sauber. "Ich bin überzeugt, er ist unschuldig", sagte Kerrison der englischen Zeitung "The Guardian" (Freitag). Für ihn gab es in der Affäre "nie ein Fragezeichen".

Zuletzt kritisierte besonders der fünffache Toursieger Bernard Hinault den Briten, der trotz des weiter schwelenden Falles am 7. Juli als Titelverteidiger am Start der Frankreich-Rundfahrt stehen wird. Das französische Radsportidol hatte sogar einen Fahrer-Streik gegen die Teilnahme Froomes gefordert.

"Faire Behandlung"

Für Kerrison ist das unverantwortlich. "Wenn Dinge dargestellt werden, um Voreingenommenheit gegen Chris zu schüren, ist das nicht sehr verantwortungsvoll. Faire Behandlung durch die Medien ist die Voraussetzung, die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten", sagte der Australier. Das Sky-Team von Froome hatte die Aussagen Hinaults als "enttäuschend, unkorrekt und unverantwortlich" bezeichnet.

Kerrison fürchtet gar um die Unversehrtheit Froomes Tour. "Wir wissen, dass das Publikum in Frankreich fantastisch ist. Aber wir wissen auch, dass ein kleiner Teil feindselig und hasserfüllt gestimmt ist." 2015 war Froome, dessen außerordentlicher Erfolgsweg bei der Tour seit 2013 argwöhnisch verfolgt wird, auf der 14. Etappe von einem Zuschauer mit Urin überschüttet worden. Einen Tag später wurde er bespuckt.

Nebel

Hinault hatte gefordert, Froome wegen Dopings zu sperren. Die Rechtslage ist aber nicht so eindeutig. Der Fall Froome ist (noch) kein Dopingfall. Der Brite war am 7. September 2017 vor seinem späteren Vuelta-Sieg mit einem zu hohen Wert des Asthmamittels Salbutamol getestet worden. Der Einsatz des Therapeutikums ist – nach ärztlicher Empfehlung – gestattet.

Erst beim Überschreiten der Grenze von 1.000 Nanogramm des Wirkstoffes pro Milliliter Urin wird Salbutamol als Doping gewertet. Froome wies den doppelten Wert auf. Seit Dezember versuchen er und sein Anwalt-Team zu belegen, dass keine Manipulationsabsicht vorlag. Nach den WADA-Statuten darf er so lange Rennen fahren, bis der Weltverband (UCI) eine Entscheidung in der Causa fällt. Es gibt keine zeitliche Begrenzung der Dauer der Prüfung, die seit vergangenen Dezember läuft.

Kerrison ist überzeugt, dass sein Schützling die Nebengeräusche, die ihn zuletzt auch schon bei seinem Giro-Triumph in Italien begleitetet hatten, wegstecken kann. "Wenn es an der Zeit ist, sich auf seine Leistung zu konzentrieren, ist er einzigartig gut darin, das alles beiseitezulegen und zu liefern." (APA, 22.6.2018)