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Serbiens Trainer Mladen Krstajic sorgte für einen Skandal.

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Serbien macht den deutschen Schiedsrichter Felix Brych zum Sündenbock.

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Kaliningrad – Felix Brych stand nach 96 anstrengenden Minuten ausgelaugt im Regen von Kaliningrad und wusste wohl schon bei seinem Abpfiff, dass er gleich in die Traufe kommen würde. Die Serben entluden ihren Frust über das 1:2 (1:0) im brisanten WM-Duell gegen die Schweiz fast schon erwartungsgemäß am deutschen Schiedsrichter – und sorgten dabei für einen Eklat.

Am Tag nach der Partie schockte Trainer Mladen Krstajic die Öffentlichkeit mit einem Kriegsverbrecher-Vergleich, den der Weltverband FIFA wohl nicht ungestraft lassen wird. "Ich würde den Schiedsrichter nach Den Haag schicken", sagte der frühere Bundesligaprofi in Anlehnung an den Sitz des Kriegsverbrecher-Tribunals: "Damit sie ihm den Prozess machen, wie sie ihn uns gemacht haben."

Videobeweis zum zweiten Mal gegen Serbien

Verbands-Vizepräsident Savo Milosevic witterte sogar eine Verschwörung gegen sein Land und reichte nach eigenen Angaben einen "offiziellen Protest" beim Weltverband FIFA ein. "Wie schon im ersten Spiel gegen Costa Rica wurde der Videobeweis zu unseren Ungunsten nicht angewandt", sagte Milosevic mit Blick auf die Video-Assistenten Felix Zwayer (Berlin) und Bastian Dankert (Rostock): "Vielleicht funktioniert der Videobeweis nur für einige Teams. Das ist skandalös."

Die Spieler schlugen in dieselbe Kerbe. "Mit den Schweizer Spielern gab es kein Problem. Nur mit dem Schiedsrichter gab es ein Problem", schimpfte Mittelfeldstar Nemanja Matic von Manchester United. Der Kapitän wurde noch deutlicher. "Ich kann nicht glauben, dass ein Deutscher für ein Schweiz-Spiel angesetzt wird. Die haben die ganze Zeit Deutsch gesprochen", sagte Aleksandar Kolarov: "Ich hab sie dauernd gebeten, Englisch zu sprechen – wir sind ja nicht in Deutschland. Es war ein klares Foul an Aleksandar Mitrovic."

Elfer, ohne Videobeweis

Stein des Anstoßes war die Szene in der 66. Minute. Die beiden Schweizer Abwehrspieler Fabian Schär und Stephan Lichtsteiner lieferten sich in ihrem Strafraum einen Ringkampf mit dem serbischen Stürmer Mitrovic.

Auch die Medien in der Heimat stellen Brych an den Pranger. "Die Schiedsrichterleistung des Deutschen Felix Brych war eine Schande", schrieb Sportski zurnal: "Für alle Zuschauer im Stadion war das ein Elfmeter, auch ohne Videobeweis – nur Brych war anderer Meinung." Und die Tageszeitung Blic fragte: "Herr Brych, wissen Sie, dass es den Videobeweis gibt?"

Für Brych, der nach seinen zwei Einsätzen in der WM-Vorrunde vor vier Jahren zum dritten Mal auf der großen Bühne ran durfte, ist der ganze Rummel mit Blick auf weitere WM-Einsätze nicht förderlich. Dabei hatte sich der Abteilungsleiter beim Bayerischen Fußball-Verband, der 249 Bundesligaspiele und zahlreiche Europacup-Partien inklusive Finals auf dem Buckel hat, vor der Endrunde hohe Ziele gesetzt: "Natürlich würden wir gerne die K.o.-Phase erreichen." (sid, red, 23.6.2018)