Domagoj Vida schleppt Dejan Lovren ab.

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Moskau – Nachdem das kroatische Nationalteam bei der Weltmeisterschaft am Donnerstag die Welt mit einem deutlichen Sieg über die favorisierten Argentinier begeisterte, sorgte schon Tags darauf ein im Internet verbreitetes Video für Aufsehen. In dem 15 Sekunden langen Videoclip zu sehen sind einzelne Spieler – darunter der Urheber des Videos, Liverpool-Verteidiger Dejan Lovren – der siegreichen Mannschaft, wie sie unmittelbar nach dem Spiel in der Umkleidekabine in sichtlich gelöster Stimmung einen Teil eines nationalistischen Liedes der umstrittenen kroatischen Band Thompson singen.

Es handelt sich dabei um einen quer durch Kroatien beliebten nationalistischen Gassenhauer "Bojna Cavoglave" aus dem kroatischen Unabhängigkeitskrieg der frühen 1990er-Jahre, in dem der Kampf gegen serbische Freischärler besungen wird. Für Brisanz sorgt jedoch, dass das Lied mit den Worten "Za dom – spremni!" (Für die Heimat – bereit!) beginnt und somit positiv Bezug auf Kroatiens faschistische Vergangenheit nimmt, was jedoch nicht im Video zu sehen ist.

Parole der kroatischen Ustascha-Bewegung

Dies ist nämlich die Parole der kroatischen Ustascha-Bewegung, die als Verbündete Nazideutschlands im "Unabhängigen Staat Kroatien" einen Genozid an hunderttausenden Serben, Juden und Roma beging. Bis heute gilt der Ausspruch als kaum versteckter Code unter Anhängern und Sympathisanten der Ustascha-Ideologie, die sich – trotz dessen zwischenzeitlicher Distanzierung – zahlreich auf Konzerten des mit bürgerlichem Namen Marko Perković genannten Frontmannes von "Thompson" einfinden.

Die von Beobachtern aufgrund der in Vergangenheit auf Konzerten nachgewiesenen – und von Perković selbst eingestandenen – offenen Verherrlichung des Ustascha-Regimes und des Besingens der Konzentrationslager Jasenovac und Stara Gradiška kritisierte Band tourte auch mehrfach durch Europa und den Rest der Welt. In den letzten Jahren wurden Konzerte in den Niederlanden, der Schweiz und auch Kroatien bereits untersagt. In Österreich wurde ein für das Frühjahr 2017 geplantes Konzert in Kremsmünster nach Hinweisen des Verfassungsschutzes vom Veranstalter abgesagt.

Schon 2013 gab es Ärger

Bereits 2013 sorgte mit Josip Šimunić ein kroatischer Nationalspieler für Aufsehen, nachdem er nach einem Heimspiel den anwesenden Fans ein "Za dom!" entgegenrief – in Erwartung des zweiten Teils der Grußformel, der auch prompt tausendfach von den Tribünen erhallte. Die Fifa sprach damals eine Sperre von zehn Spielen gegen ihn aus, wodurch Šimunić die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien verpasste.

Der 22. Juni war zugleich der alljährlich begangene "Tag des antifaschistischen Kampfes in Kroatien". (jnk, 23.6.2018)