Handelskriege sind leicht zu gewinnen." Mit diesem inzwischen berüchtigten Tweet drückte US-Präsident Donald Trump nicht nur seine persönliche Weltsicht aus, die Nationalismus mit Überheblichkeit paart, sondern auch eine ökonomische Realität: Die US-Wirtschaft ist weitaus weniger auf Exporte angewiesen als ihre großen Handelspartner. Nur rund zwölf Prozent des US-amerikanischen Bruttoinlandsprodukts werden auf Auslandsmärkten erwirtschaftet, in der EU sind es beinahe 40 Prozent – und in Österreich sogar mehr als die Hälfte. Wenn Auslandsumsätze durch Strafzölle und andere Formen des Protektionismus schrumpfen, dann wären die meisten US-Unternehmen davon vorerst nicht betroffen.

Doch dies ist nur eine Seite der Handelsmedaille. Der eigentliche Zweck des Außenhandels – und das wird von Politikern genauso wie von vielen Managern meist übersehen – ist es nicht, mehr zu exportieren, sondern günstigere und billigere Produkte zu importieren. Handelsschranken stehen dem entgegen. Trumps Zölle auf ausländischen Stahl und Aluminium treffen alle metallverarbeitenden Betriebe in den USA hart, US-Zeitungsverlage stöhnen bereits unter dem massiven Preisanstieg bei Papier aus Kanada. Bei Konsumgütern merken das zwar zunächst nur die Verbraucher, doch auch das verringert die Kaufkraft. Noch schädlicher als Zölle ist die Unsicherheit, die eine Eskalation protektionistischer Schritte verursacht. Denn das drückt auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen, oft der stärkste Wachstumsmotor.

Gewitterwolken ziehen auf

Während im Rest der Welt die Nervosität steigt, regiert in Washington angesichts der guten Konjunktur noch Selbstgefälligkeit, doch auch dort ziehen allmählich Gewitterwolken auf. Ökonomen können politische Risiken – anders als rein wirtschaftliche Trends – nicht prognostizieren, weshalb auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel in ihrem Jahresbericht nur sehr allgemein warnen kann.

Aber eines ist klar: Wenn ein Handelskrieg die derzeit blendend laufende Weltkonjunktur einbrechen lässt, dann kann das jeden treffen – Autoarbeiter in Stuttgart genauso wie Landwirte in Iowa, Büroangestellte in Schanghai oder Straßenhändler in Nairobi. Die Weltwirtschaft ist heute ein so eng verkoppeltes System, dass sich die Frage nach Siegern und Verlierern kaum noch stellt. Aber selbst in Europa wollen das zahlreiche Politiker nicht begreifen. (Eric Frey, 24.6.2018)