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Andritz Vorstandschef Wolfgang Leitner hat gut Lachen: Mit der geplanten Übernahme von Xerium wird Andritz auch im Bereich Zellstoff und Papier zum Komplettanbieter.

Foto: Reuters/Bader

Graz – Als Lieferant von Turbinen und Generatoren für Wasserkraftwerke war die Andritz AG schon bisher weit über Europa hinaus bekannt. Mit einem Großzukauf schickt sich der Grazer Technologiekonzern nun an, auch im Bereich Papiermaschinen zu einem Komplettanbieter internationalen Formats zu werden. Wie am Montag bekannt wurde, hat Andritz einen Vertrag zum Kauf von Xerium Technologies mit Sitz in Youngsville, North Carolina, unterschrieben.

Das Gesamttransaktionsvolumen beläuft sich auf rund 830 Millionen US-Dollar, umgerechnet 712 Millionen Euro. Darin inkludiert sind Nettofinanzverbindlichkeiten von Xerium im Ausmaß von 590 Millionen Dollar. Der Kaufpreis selbst wird vom Unternehmen mit 240 Millionen beziffert. "Was das Transaktionsvolumen betrifft, ist das die größte Akquisition in der Unternehmensgeschichte – noch vor Schuler", sagte Unternehmenssprecher Michael Buchbauer dem STANDARD.

Größer als Schuler

Für Schuler, den größten Pressenhersteller der Welt aus Göppingen in Deutschland, ließ Andritz 2013 knapp 600 Millionen Euro springen. Neben der Übernahme der VA Tech Hydro war das die bis dato größte Akquisition der von Wolfgang Leitner geführten Unternehmensgruppe. Xerium ist Hersteller von Maschinengeweben (Formiersiebe, Pressfilze, Trockensiebe) sowie Walzenbezügen für Papier-, Tissuepapier- und Kartonmaschinen. Mit Huyck. Wangner Austria verfügt Xerium über eine Niederlassung in Gloggnitz mit rund 500 Beschäftigten. Dieses Werk sei "das größte und modernste von Xerium weltweit", sagte Buchbauer. Das Unternehmen habe man schon lange auf dem Radar gehabt. "Jetzt haben die Bedingungen gepasst."

100 Prozent Kursaufschlag

Xerium ist im freien Handel in New York notiert. Pro Aktie zahlt Andritz 13,50 Dollar, was einem Aufschlag von rund 100 Prozent gegenüber dem Freitagsschlusskurs von 6,61 Dollar entspricht. Das sei attraktiv für die Aktionäre und für Andritz im Vergleich auch nicht überteuert, sagte Buchbauer. Das Andritz-Papier konnte am Montag deutlich zulegen.

Laut einer Unternehmensmitteilung hat Xerium im Vorjahr 481 Millionen Dollar umgesetzt und dabei einen Gewinn (Ebitda) von 85 Millionen Dollar geschrieben. Xerium beschäftigt rund 2850 Mitarbeiter und verfügt über 28 Produktionsstätten weltweit. Für Andritz-Chef Wolfgang Leitner entspricht die Akquisition der langfristigen Strategie, ergänzende Akquisitionen durchzuführen und das Servicegeschäft weiter auszubauen.

Closing im zweiten Halbjahr 2018 erwartet

Der Vertrag, der vom Board of Directors von Xerium einstimmig genehmigt wurde, steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Hauptversammlung von Xerium bzw. der Erfüllung üblicher Vollzugsbedingungen – inklusive Zustimmung durch die relevanten Wettbewerbsbehörden.

Aktionäre, die insgesamt rund 20 Prozent des ausstehenden Aktienkapitals von Xerium besitzen, haben einen Vertrag geschlossen, dass sie zugunsten der Verschmelzung stimmen werden. Die Aktionäre würden abgefunden, das Papier vom Kurszettel verschwinden. Die Transaktion soll im zweiten Halbjahr 2018 abgeschlossen sein. (Günther Strobl, 25.06.2018)