Kulturminister Gernot Blümel bei der Präsentation des Kulturprogramms des österreichischen EU-Ratsvorsitzes.

Foto: BKA/Andy Wenzel

Wien – Klimt, Philharmoniker und die Kaiserkrone: Wenn Österreich mit 1. Juli den EU-Ratsvorsitz übernimmt, will man das politische Geschehen auch mit einem Kulturprogramm flankieren. "Was ist eine europäische Identität? Wenn es so etwas geben soll, dann ist es wohl am ehesten in der Kunst und Kultur zu finden", so Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) bei der Programmpräsentation am Montag.

So soll es in manchen europäischen Ländern Veranstaltungen geben, die unter dem Label des österreichischen EU-Ratsvorsitzes laufen. So startet etwa am Freitag (30. Juni) in Warschau das Musical Gardens Festival oder spielt der heimische Cellist Kian Soltani am 5. Juli ein Eröffnungskonzert zur Inauguration des EU-Ratsvorsitzes.

17 Events in Brüssel geplant

In Brüssel selbst sind über das Halbjahr verteilt 17 Events geplant. Den Auftakt stellt bereits am Montag (2. Juli) die Bespielung der Brüsseler Metrostationen und der EU-Institutionen mit heimischer Volksmusik, mit Pop und Klassik dar, während die Formation Primus Brass ein kleines Konzert in der EU-Metrostation Schuman spielt.

Vom Belvedere stammt die Ausstellung "Beyond Klimt", die ab dem 21. September im Kulturzentrum Bozar zu sehen ist und derzeit noch unter dem Titel "Klimt ist nicht das Ende" in Wien gezeigt wird. "Ganymed goes Brussels" schließlich überträgt das erfolgreiche Stationentheater von Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf aus dem Kunsthistorischen Museum auf Brüssel. Hier werden die Musees Royaux des Beaux Arts ab 11. Oktober bespielt. Ein Chor von Johanna Doderer ist ebenso Teil des Konzepts wie Texte von Zadie Smith oder Stefan Hertmans. "Wir haben uns eine kleine europäische Geste überlegt", so Kornmüller: Wer aus Wien nach Brüssel anreise, erhalte eine Freikarte.

"Museum in a Nutshell"

Besonders stolz sind die Verantwortlichen auf das Vorhaben "Museum in a Nutshell", das ab 11. Juli im Justus-Lipsius-Gebäude des Rates aufgestellt ist. Der Werbeplakatkubus zeigt ein Best-of aus Exponaten der Bundesmuseen – mit der Reichskrone als Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reichs als große Abbildung beim Eingang. "Ich denke, dass es trefflich ist, die Kaiserkrone als ein mögliches Symbol zu verwenden", betonte Blümel, verkörpere das Stück doch die vielfältige europäische Geschichte. "Wir haben uns ein begehbares, mobiles Miniaturmuseum ausgedacht", umriss KHM-Direktorin Sabine Haag das Konzept.

Ansonsten setzt man vor allem auf Konzerte, wobei das Bozar das diesbezügliche Zentrum darstellt. Hier ist am 22. September das Klangforum zu hören, dem am 25. September die Wiener Philharmoniker unter Herbert Blomstedt folgen, die erstmals ein Werk des schwedischen Romantikers Franz Berwald spielen. Am 30. November sind die Wiener Symphoniker angesagt, und auch das Hagen Quartett gibt am 1. Dezember mit dem Klarinettisten Daniel Ottensamer ein Konzert vor Ort. Die Ars Electronica ist in Person von Maki Namekawa im Bozar am 21. November präsent, wenn die Pianistin erneut die 20 Klavieretüden von Philip Glass multimedial präsentiert.

Auswirkungen der Digitalisierung

Neben dem Rahmenprogramm steht auch das Kulturbudget im Rahmen des mehrjährigen EU-Finanzrahmens auf der Agenda. So müsse die bereits im Mai präsentierte EU-Kulturagenda 2019+ in die Strategie des Rates implementiert werden. Ein Fokus liege dabei auf den Auswirkungen der Digitalisierung auf den Kultur- und Mediensektor, so Blümel. Als weitere wichtige Dossiers nannte der Kulturminister den Start der Verhandlung zum neuen EU-Kulturförderprogramm 2021-2027.

Der Digitalisierung will man sich auch in zwei Konferenzen widmen, die während des EU-Ratsvorsitzes in Wien stattfinden. "Challenging (the) Content" am 8. und 9. Oktober soll sich der Frage europäischer Inhalte im globalen Medienrahmen widmen. "Wenn Sie so wollen, ist das eine Fortsetzung der Medienenquete", so Blümel. "Wie schafft man es, europäische Identität im digitalen Raum zu fördern und aufrecht zu halten?", sei dabei die Grundfrage. Die Konferenz "#EuropeForCulture" schließlich soll am 6. und 7. Dezember einen Rückblick auf das Europäische Kulturerbejahr 2018 und mögliche bleibende Erkenntnisse daraus werfen. (APA, 25.6.2018)