In der Polarnach des Südpols gedeiht Gemüse: Das experimentelle Gewächshaus EDEN-ISS erweist sich als Erfolg.

Foto: DLR

Paul Zabel vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betreut die Pflanzen und dabei alle Hände voll zu tun.

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Stätt Erde und Sonnenlicht wachsen die Pflanzen im EDEN-ISS-Gewächshaus unter optimiertem künstlichem LED-Licht und werden mit einer Nährmittellösung besprüht.

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Bremen – Wo man normalerweise nicht mit Grünzeug rechnen würde, sprießen seit einiger Zeit Gurken, Tomaten und Salat: Wissenschafter vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben nun in der Antarktis in einem neuartigen Gewächshaus nahe der Polarforschungsstation Neumayer III dutzende Kilo Gemüse geerntet – mit anderen Worten: Der Ertrag fiel erstaunlich üppig aus. Das Gemüse soll nun den Speiseplan der Stationsbesatzung bereichern, letztlich geht es bei dem Experiment aber um etwas anderes: Es soll in erster Linie Erkenntnisse für künftige Missionen zum Mond und Mars liefern.

Seit knapp sechs Monaten steht das Gewächshaus EDEN-ISS in der Antarktis, seit vier Monaten betreut Paul Zabel vom DLR das Gewächshaus allein. Nun hat es den vollen Betrieb erreicht. Zabel erntet dabei pro Woche im Schnitt 740 Gramm Tomaten, 1,8 Kilogramm Gurken und 400 Gramm Kohlrabi. Hinzu kommen verschiedene Kräuter, Salate und Radieschen.

Nahrung für potenzielle Weltraumbasen

Die extremen Bedingungen in der Polarnacht bis minus 45 Grad Celsius fordern die Technik und liefern zudem wertvolle Erkenntnisse für die zukünftige Pflanzenzucht auf potenziellen Mond- und Marsbasen sowie für die zukünftige Nahrungsmittelproduktion in klimatisch anspruchsvollen Regionen der Erde.

"Die Arbeit im und am Gewächshaus ist sehr intensiv", erklärt Zabel. "Etwa die Hälfte meiner Zeit bin ich mit der Aussaat, Pflanzenpflege und der Ernte beschäftigt, die andere Hälfte der Zeit kümmere ich mich um die technischen Systeme des Gewächshauses sowie um die Ausführung der rund 40 Experimente und Validierungsprozeduren."

Eine besondere Herausforderung für die Forscher sei immer wieder das Wetter, berichtet EDEN-ISS Projektleiter Daniel Schubert. "Mitte Juni hatten wir einen tagelangen Sturm. In dieser Zeit mussten wir drei Tage lang das Gewächshaus aus Bremen steuern und überwachen". Am Bremer DLR-Institut für Raumfahrtsysteme ist das Kontrollzentrum des Antarktisgewächshauses eingerichtet. Von dort aus können die Forscher per Videokonferenz mit Zabel im Gewächshaus sprechen und bekommen die Bilder und technischen Daten aller Pflanzenpopulationen im Gewächshaus übermittelt, darunter die bisherige Ausbeute des wegweisenden Versorgungsexperiments.

Mehr als 100 Kilogramm Gemüse

Auf einer Anbaufläche von insgesamt etwa 13 Quadratmetern sind mittlerweile 35 Kilogramm Gurken, 39 Kilogramm Salat, 17 Kilogramm Tomaten, sieben Kilogramm Kohlrabi und vier Kilogramm Radieschen gewachsen und abgeerntet. "Besonders gut gedeihen Gurken", erklärt Schubert. "Paprika und besonders die Erdbeeren sind anspruchsvoller in der Pflege."

Das EDEN-ISS Gewächshaus zeichnet sich im Unterschied zu bisherigen Pflanzenzucht-Experimenten in der Antarktis durch einen geschlossenen Kreislauf aus, in dem analog zu einer späteren Nutzung in der Raumfahrt oder in Wüsten auf der Erde alles Wasser, das nicht in den Früchten und Pflanzen steckt, wiederverwendet wird. Zudem analysieren die Forscher die Produktion von Sauerstoff durch die Pflanzen, die unter optimiertem künstlichen LED-Licht und mit Nährmittellösung besprüht (Aeroponik) ohne Erde und Sonnenlicht gedeihen. Einzige externe Unterstützung ist die Stromversorgung, die über die Neumayer-Station III bereitgestellt wird. Das Projekt läuft noch bis Ende des Jahres. (red, 26.6.2018)