Festwochen-Leiter für ein Jahr: Christophe Slagmuylder.

Foto: bea borgers

Wien – Nicht einmal eine Woche brauchte die neue Wiener Kulturstadträtin, um die Leitung der Festwochen neu zu besetzen: Der Belgier Christophe Slagmuylder (51) soll die Nachfolge des vor wenigen Tagen zurückgetretenen Festivalchefs Tomas Zierhofer-Kin antreten, bestätigte Veronica Kaup-Hasler einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazin Profil. Damit verpflichtet man einen renommierten Festivalleiter für die ins Schlingern geratenen Festwochen.

Slagmuylder leitet seit 2007 das bedeutsame Kunstenfestivaldesarts in Brüssel, bei dem er bereits 2002 an Bord ging. Seine Vorgängerin in dieser Position ist übrigens Frie Leysen, die den Festwochen vor vier Jahren ein überaus spannendes Schauspielprogramm bescherte. Genauso wie Leysen ist auch Slagmuylder ein Spezialist für Tanz-, Theater- und Perfomanceformen, die oft zwischen den Genres angesiedelt sind.

Anstatt herkömmliche Theaterhäuser zu bespielen, sucht man sich Räume, die individueller bespielbar sind. Als die wichtigsten Impulsgeber seiner Arbeit nennt der studierte Kunsthistoriker mittlerweile etablierte Größen wie die Needcompany, Jan Fabre, Anne Teresa de Keersmaeker oder Wim Vandekeybus. Mit den Vorreitern der belgischen Theateravantgarde ist Slagmuylder in der Welt des Tanzes und Theaters sozialisiert worden.

Leiter von Theater der Welt

Erst Ende Februar war der Spezialist für Gegenwartstheater zum Programmdirektor des Festivals Theater der Welt designiert worden, das im Mai 2020 in Düsseldorf stattfinden wird. Auf die Frage, worin sich ein Festival vom regulären Theaterbetrieb unterscheide, meinte er: "Ein Theaterfestival ist eine Konzentration von Theater in Raum und Zeit. Das ist ähnlich gebündelt wie bei einem Feuerwerk." Das Publikum begebe sich auf eine Reise, bei der sie verschiedene künstlerische Sprachen erleben könne.

In der Tat ist der 1967 in Brüssel geborene Slagmuylder, der ursprünglich im Bereich der darstellenden Kunst arbeitete, ein ausgewiesener Kenner der verschiedenen Kunstsprachen. Mit dokumentarischem Theater oder einem naturalistischen Zugang zum Theater kann er laut eigenen Aussagen dagegen wenig anfangen: Spannend finde er, "wenn etwas auf der Bühne passiert, was nirgendwo anders stattfinden kann". Das sei der Grund, warum er ins Theater gehe.

Gerade Festivals seien Orte, wo außergewöhnliche Darstellungsformate gefragt seien: "Sie können es sich erlauben, sich abseits der ausgetretenen Pfade zu bewegen." Und weiter: "Sie bieten eine außergewöhnliche Erfahrung der Gegenwart, indem sie Künstler und künstlerische Arbeiten aus verschiedenen Teilen der Welt auf Zeit zusammenbringen." Das klassische Theater sei dabei der Resonanzrahmen, vor dem sich die Avantgarde beweisen müsse. Beides sei gleichermaßen wichtig.

Einstweilen ist Slagmuylder nur für 2019 bestellt, die geplante Ausschreibung, die ehestmöglich erfolgen soll, stehe dem Festivalmacher aber offen. (hil, APA, 25.6.2018)