Camouflage aus Wandtapete und skulpturalem Setting: Julie Sas' Installation "Imposture" setzt sich mit Tarnung, Täuschung und dem Unsichtbarwerden auseinander.


Foto: Daniel Jarosch

Die kleinteilig flimmernde Wandtapete aus hundertfach ausgedruckten Schnittmustern und die künstlichen Körperversatzstücke davor überlagern sich zu einer schwarz-weißen Camouflage, die an Zirkuskostüme ebenso erinnert wie an Häftlingskleidung oder Militärequipment.

Das Tarnen und Verstecken, der bewusste Entzug aus dem Dogma von Selbstdarstellung und Dauerbeobachtung, das sind die Themen von Julie Sas' Installation Imposture im Innsbrucker Kunstpavillon. Überdimensionale Saugnäpfe der für ihre Widerständigkeit bekannten Efeupflanze begegnet man in der Arbeit von Belit Sag. Die Künstlerin wurde in ihrer Heimat Türkei Opfer von Zensur. Deren ganz persönliche Auswirkungen untersucht sie gemeinsam mit Kolleginnen. Zensur ist Mobbing, sagt sie, denn beides bedeutet ein bewusstes Unsichtbarmachen. Ihre komplexen Wandzeichnungen bieten Anleitungen zur Solidarität.

Fotos, Zeichnungen, Filmstills und Installationen

Ein Teil, das fehlt, geht nie kaputt ist der Titel einer Gruppenausstellung der Fellowship-Teilnehmerinnen für Kunst und Theorie am Künstlerhaus Büchsenhausen und bildet trotz seiner Paradoxie eine treffende Klammer um die präsentierten Fotos, Zeichnungen, Filmstills und Installationen.

Besonders fesselt die Arbeit der in Zypern geborenen Marianna Christofides. Sie erzählt über die Ungewissheit als Dauerzustand im Griechenland nach der Wirtschaftskrise. In dem Rechercheprojekt werden vier gescheiterte Großbaustellen und die Menschen, die sie heute als Lebensraum nutzen, dokumentiert. In 420 Einzelbildern aus 16-mm-Filmen, die die Künstlerin zu Diastreifen montiert hat, kann der Besucher – mithilfe einer Lupe – diese Orte durchstreifen: etwa einen unvollendeten Hotelkomplex, in dem obdachlose Migranten nachts Technopartys veranstalten, oder ein bankrottes Drive-in-Kino, dessen ehemaliger Betreiber die dortige Imbissbude bewohnt.

Im wenige Minuten entfernten Schloss Büchsenhausen ist die vierte Arbeit der Schau zu sehen, denn nur dort ist Platz für ein (fast) ganzes Cricketfeld. Matilde Cassanis Arbeit (entstanden in Kooperation mit der Ar/ge Kunst Bozen) bringt in einer eigenwilligen und witzigen künstlerischen Übersetzung die vollkommen unsichtbare Community pakistanischer Cricketspieler nördlich und südlich des Brenners ans Licht. Im Zuge dessen wird es auch in Innsbruck ein Cricketspiel geben: am 30. 6. auf dem Sportplatz Fenner. (Nicola Weber, 25.6.2018)