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Ricardo Quaresma knackte die iranische Nuss mit dem Außenrist und ist nun der älteste Spieler, der bei seinem WM-Debüt getroffen hat. Ehsan Hahsafi durfte zusehen.

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Alireza Beiranvand kann nun einen parierten Elfmeter von Cristiano Ronaldo in seinen Lebenslauf schreiben.

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Portugals Superstar ist auch nur ein Mensch.

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In Kaliningrad hatten Spanien und Goalie de Gea alle Hände voll zu tun, um gegen Marokko ein Remis zu holen.

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Erst in der Nachspielzeit rettete Iago Aspas ein Remis und einen Punkt. Dabei mussten aber erst die Videoschiris ran, weil zunächst fälschlicherweise auf Abseits entschieden worden war.

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Saransk/Kaliningrad – Es gibt Regeln, die schlafen unberührt im grauen Äther der Theorie, wissend, wohl nie zur Anwendung zu kommen. Aber sie lauern doch, harren ihrer Erweckung. Eine solche Regel ist Artikel 32, Absatz 5, Punkt g des Fifa-Regulativs für die Weltmeisterschaft. Sie besagt, dass bei punktegleichen Teams nach diversen Tordifferenz-Auswertungen die Fair-Play-Wertung über die Reihung entscheidet.

Das blühte den Portugiesen im iberischen Fernduell mit Spanien: Hätte Portugal gegen den Iran das idente Ergebnis wie die Nachbarn gegen Marokko erzielt, wären gelbe, rote und gelb-rote Karten gezählt worden. Das zu verhindern, traten Cristiano Ronaldo und Konsorten in Saransk an, denn der erste Platz und Achtelfinalgegner Russland waren ungleich attraktiver als Platz zwei und ein Rendezvous mit Uruguay. Gleichzeitig wollte der Aufstieg gesichert werden, der Iran hätte mit einem Sieg mindestens Portugal überholt, sogar der Gruppensieg war möglich.

Die Iraner blieben ihrer bisher demonstrierten Taktik treu, überließen dem Gegner im Alltagsgeschäft den Ball und beschränkten sich auf Tempoorgien im Gegenstoß. Portugal spielte seinen Stiefel ruhig, Ronaldo schloss eine gute Chance zu zentral ab (3.). Irans Torwart Alireza Beiranvand schien seine Handschuhe mit Butter eingerieben zu haben, hatte mit Flanken seine liebe Müh’, aber auch eine hellwache Kollegenschaft.

Auf der anderen Seite foulte Raphael Guerreiro Alireza Jahanbaksh. Gelb, minus ein Fair-Play-Punkt. Der Freistoß segelte hauchzart in den Strafraum, Saeid Ezatollahi köpfelte genau in die Hände von Portugal-Goalie Rui Patricio (33.). Portugal fand kaum Lösungen für die sieben Siegel des persischen Defensivverbunds – bis in die Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als der amtsbekannte Außenristkünstler Ricardo Quaresma ein Meisterwerk auf den Rasen von Saransk setzte. Ein Doppelpass mit Adrien Silva, dessen Beitrag wohlgemerkt mit der Ferse vorgetragen, die sonst so vernachlässigte rechte Seite des rechten Goldfüßchens küsste den Ball, der schlug im Kreuzeck ein.

Halbzeit zwei: Ronaldo zog in den Strafraum, Ezatollahi stieg ungeschickt ein. Referee Enrique Cáceres ging fernsehen, gab nachträglich Elfmeter. Ronaldo schoss scharf, aber unplatziert, Beiranvand parierte, die Butterhandschuhe waren vergessen (53.). Die Partie war emotionalisiert. Zwei Gelbe hier, eine Gelbe da, der Fußball war zerhackt. Die Außenseiter warfen sich 20 Minuten vor Schluss schon in jede Aktion, als wäre es die letzte, brachten offensiv aber wenig zustande. Detto Portugal, Ronaldo sah für ein Ellbogenmanöver nach Videobeweis vertretbar Gelb.

In Minute 92 war es wieder der VAR, der für einen iranischen Elfmeter sorgte. Karim Ansarifard traf, dem Iran fehlte nur ein Tor. Vahid Amiri hatte noch eine Großchance, traf aus acht Metern aber nur das Außennetz (95.). Portugal verlor ganz ohne Fairplay den Gruppensieg, trifft am Samstag in Sotschi auf Uruguay. Spanien spielt am Sonntag gegen Russland.

Spaniens spätes Glück

"Die Erfahrung sagt uns, dass diese Spiele gefährlich sind." Spaniens Teamchef Fernando Hierro sollte Recht behalten. Marokko, zuvor zweimal unglücklicher Verlierer, holte zum Abschluss der Gruppe B in Kaliningrad ein verdientes Remis. Sogar ein Sieg wäre möglich gewesen. Schließlich traf Aspas erst in Minute 91 zum 2:2, das Spaniens Gruppensieg sicherstellte.

In einer abwechslungsreichen und reschen Partie war Marokko in Minute 14 durch Boutaib in Führung gegangen, der nach einem Missverständnis zwischen Ramos und Iniesta davonzog und traf. Fünf Minuten später sorgte Isco nach wunderbarer Iniesta-Vorarbeit für den Ausgleich. Das Match wogte lange hin und her. Die Marokkaner hielten dagegen, wie ihr französischer Trainer Herve Renard ("Es geht um unsere Ehre") angekündigt hatte, und gingen durch En-Nesyri noch einmal in Führung (81.). Da drohte La Roja ein Achtelfinale gegen Uruguay, doch dann kamen Aspas und der Videobeweis, der den Abseitspfiff des Referees beim 2:2 ungeschehen machte. (Martin Schauhuber, red, 25.6.2018)

WM in Russland, Gruppe B, 3. Runde, Montag

  • Spanien – Marokko 2:2 (1:1). Kaliningrad, Kaliningrad-Stadion, SR Irmatov (UZB)

Torfolge:
0:1 (14.) Boutaib
1:1 (19.) Isco
1:2 (81.) En-Nesyri
2:2 (91.) Aspas

Spanien: de Gea – Carvajal, Pique, Ramos, Alba – Busquets, Thiago (74. Asensio) – Silva (84. Rodrigo), Iniesta, Isco – Diego Costa (74. Aspas)

Marokko: El Kajoui – Dirar, Da Costa, Saiss, Hakimi – Amrabat, El Ahmadi, Boussoufa, Ziyach (85. Bouhaddouz) – Belhanda (63. Fajr) – Boutaib (72. En-Nesyri)

Gelbe Karten: keine bzw. El Ahmadi, Amrabat, Da Costa, Boussoufa, El Kajoui, Hakimi

  • Iran – Portugal 1:1 (0:1). Saransk, Mordowia-Arena, SR Caceres (PAR)

Torfolge:
0:1 (45.) Quaresma
1:1 (93.) Ansarifard (Hand-Elfmeter)

Iran: Beiranvand – Rezaeian, Pouraliganji, Hosseini, Hajsafi (56. Mohammadi) – Taremi, Ebrahimi, Ezatolahi (76. Ansarifard), Amiri – Jahanbakhsh (70. Ghoddos), Azmoun

Portugal: Rui Patricio – Cedric Soares, Pepe, J. Fonte, Guerreiro – William Carvalho, Adrien Silva, Joao Mario (84. Joao Moutinho) – Quaresma (70. Bernardo Silva), Cristiano Ronaldo, A. Silva (96. Guedes)

Gelbe Karten: Hajsafi, Azmoun bzw. Guerreiro, Quaresma, Ronaldo, Cedric Soares