Soldaten des Bundesheers bei der Übung "Cyber Phalanx 2018", die Anfang Juni in Salzburg über die Bühne ging.

Foto: Bundesheer / Alexander Eder

Das Bundesheer bekommt wieder einmal eine neue Struktur. Betroffen davon ist auch das Vorzeigeprojekt des ehemaligen roten Verteidigungsministers Hans Peter Doskozil: Die Cyberkräfte werden eingedampft. Sie sind künftig kein eigenes Kommando mehr, sondern werden Teil der sogenannten Streitkräftebasis, der unter anderen auch das Militärhundezentrum und die Heeresbekleidungsanstalt unterstellt sind.

Budgetäre Maßnahme

Laut den Reformplänen von Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) wird es künftig nur mehr ein Kommando "Streitkräfte" und ein Kommando "Streitkräftebasis" geben. Ersteres soll alle Einsätze führen, die "Streitkräftebasis" soll es dabei unterstützen. Das soll das Heer effizienter machen. Das ist aber auch "eine budgetäre Maßnahme", wie Bundesheersprecher Michael Bauer dem STANDARD erklärt. So wird die eigene Führungsebene der Cyberkräfte eingespart. Nachsatz: Die Cyberabwehr werde aber weiterhin ihren Aufgaben nachkommen.

Beim Kommandanten der Cyberkräfte kommt der Umbau nicht gut an. Generalmajor Hermann Kaponig stellt auf Facebook die Frage, was denn nun aus dem "Fähigkeitsbereich Cyber Defense" werde.

Guter internationaler Ruf

In den letzten Jahren haben sich die Hacker des Bundesheers auch international einen Namen gemacht. Ihre Fähigkeiten zeigten sie zuletzt im April bei der Übung "Locked Shields 2018" im estnischen Tallinn, die von der Nato durchgeführt wurde. Bei diesem Cybermanöver – dem weltweit größten seiner Art – galt es, Angriffe auf kritische Infrastrukturen abzuwehren oder durchzuführen. Die Teilnehmer des Bundesheers konnten mit fremden Armeen bestens mithalten. "Das österreichische Cyber-Defense-Team platzierte sich in diesem Jahr unter den Top fünf des internationalen Teilnehmerfeldes", hieß es dazu ein einer Presseaussendung des Bundesheers.

Jenseits von Übungen ist das Bundesheer ebenfalls ein gefragtes Ziel. Cyberattacken auf seine IT-Systeme werden immer ausgeklügelter. Wöchentlich gibt es derzeit bis zu 550.000 Angriffe. Die meisten Angriffe werden mit herkömmlichen Methoden wie Firewalls abgewehrt. Allerdings wird mittlerweile auch das Privatleben der Soldaten ausgekundschaftet – etwa was sie auf Facebook schreiben – und dieses Wissen für Angriffe genutzt. So bekommen Bundesheerangehörige Mails mit Schadsoftware an private Adressen geschickt.

Mit der Abwertung der Cyberkräfte steht Österreich international allein da. Fast alle Staaten rüsten den Bereich auf, da der Cyberspace immer mehr zu einem Schlachtfeld wird. So wurden in den vergangenen Monaten spektakuläre Angriffe über Telekommunikationsnetze öffentlich. Beispielsweise wurde das deutsche Regierungsnetz unterwandert und ein ukrainisches Kraftwerk gehackt.

Leuchtturmprojekt "Cyber-Defence-Zentrum"

Über ein sogenanntes Leuchtturmprojekt von Minister Kunasek herrscht derzeit noch Unklarheit. Laut türkis-blauem Regierungsprogramm soll die Wiener Stiftskaserne Sitz des nationalen "Cyber-Defence-Zentrums" werden, in dem das Bundesheer gemeinsam mit Beamten des Innenministeriums und des Bundeskanzleramts Bedrohungen aus dem Netz bekämpfen soll. Wer dieses Zentrum leiten soll, steht allerdings noch nicht fest, heißt es dazu aus dem Innenministerium. (Markus Sulzbacher, 26.6.2018)

Update 13.50 Uhr:

Kritik an der Eingliederung Cyberwehr kommt von den Neos. Als "völlig wahnsinnig" und ein "Sicherheitsrisiko für die Republik" bezeichnete Verteidigungssprecher Douglas Hoyos via Aussendung die Abschaffung des Kommandos.