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Cristiano Ronaldo sah Gelb.

Foto: REUTERS/Lucy Nicholson

Irans Nationaltrainer Carlos Queiroz hat nach dem WM-Aus die Handhabung des Videobeweises in Russland heftig kritisiert. Der 65-Jährige monierte vor allem, dass Portugal-Star Cristiano Ronaldo nach einem Schlag auf dem Platz bleiben durfte. "Wenn der Ellenbogen dabei ist, ist das Rot. Wir haben moderne Technologie, die tausende Dollar gekostet hat – und sie sehen den Ellenbogen nicht? Das ist Gelb? Ernsthaft?", sagte Queiroz nach dem 1:1 (0:1) gegen den Europameister.

"Wie können fünf Schiedsrichter das nicht sehen?"

Ronaldo war in der zweiten Halbzeit mit Morteza Pouraliganji aneinandergeraten. Schiedsrichter Enrique Caceres sah sich die Szene auf den Bildschirmen an und gab Gelb. "Wie können fünf Schiedsrichter das nicht sehen? Die Regeln sind klar, da steht nichts von Messi oder Ronaldo. Wo ist der Unterschied zwischen dem Ellenbogen von Ronaldo und einem anderen Ellenbogen?", sagte der Portugiese in einem minutenlangen Monolog.

Queiroz forderte daher beim Videobeweis für die Zukunft mehr Transparenz. "Ich muss wissen, wer die Entscheidungen trifft, wer das Spiel leitet. Es muss Klarheit herrschen. Ich will ja auch wissen, ob ich Großvater werde oder nicht. Und nicht, dass meine Tochter ein bisschen schwanger ist", sagte Queiroz.

Santos: "Normale Aktion"

Sein Gegenüber Fernando Santos widersprach seinem Kollegen. "Ich habe mir zu keiner Sekunde Sorgen gemacht. Das war eine normale Aktion. Der Schiedsrichter hat getan, was er zu tun hatte", sagte Portugals Trainer. Viel lieber wollte Santos über den Einzug ins Achtelfinale sprechen. "Das Wichtigste ist, dass wir weiter dabei sind. Das war unser Ziel. Wir werden uns jetzt auf Uruguay vorbereiten, um zu gewinnen", sagte Santos mit Blick auf die Begegnung am Samstag in Sotschi.

Ob tatsächlich eine Tätlichkeit vorlag, ist tatsächlich anzuzweifeln. Man könnte die Szene auch als ein zunächst sportlich geführtes Duell mit einem theatralischen Finish interpretieren.

Forderung nach Transparenz

Trainer, aber auch Fans müssten über den Inhalt der Gespräche zwischen Schiedsrichter und Videoassistenten informiert werden. Fußball sei noch immer "das Spiel des Volkes", sagte Queiroz. Der Coach hatte in der zweiten Halbzeit wutentbrannt sein Sakko auf den Boden geworfen. "Meine Körpertemperatur ist von 46 auf 150 Grad gestiegen, daher habe ich die Jacke ausgezogen", sagte er.

Eigentlich sei er ein Befürworter des Videobeweises. "Ich habe 20 Jahre für dieses System gekämpft, aber jetzt gehe ich frustriert nach Hause", sagte Queiroz. Ob der das Angebot des iranischen Verbandes auf eine Vertragsverlängerung annehmen wird, ließ er erneut offen. Zunächst werde er nun seinem Heimatland die Daumen drücken: "Viel Glück an Portugal. Mögen sie die WM gewinnen." (sid, red, 26.6.2018)