So soll das Wasserbaulabor aussehen, gebaut wird bis 2020.

Rendering: BOKU Wien

Wien – Es sind weltweit einzigartige Maßstäbe, mit denen ein Wasserbaulabor in Wien künftig aufwarten will: Bis zu 10.000 Liter Donauwasser pro Sekunde sollen in Zukunft abgezweigt werden, um ganz ohne Pumpen ein unterirdisches Labor zu durchfluten.

Dieser 100 Meter lange und 25 Meter breite "Main Channel" soll das Herzstück des Labors werden, in dem Modellversuche durchgeführt werden können, die unter nahezu natürlichen Bedingungen die Auswirkungen von Hochwasser, spezielle Kraftwerksturbinen, Ufervegetation und vieles mehr simulieren.

Steter Durchfluss

Am Dienstag erfolgte der Spatenstich für die Forschungsinfrastruktur, die bis 2020 am Brigittenauer Sporn in Wien entsteht – einer kleinen Insel zwischen Donau und Donaukanal, kurz bevor der Kanal aus der Donau fließt. Dort befindet sich schon jetzt ein unterirdisches Forschungsgerinne mit einer Breite von fünf Metern, das künftig auch als Zuleitung für das Labor dienen wird.

"Durch die Differenz der Wasserspiegel von Donau und Donaukanal von drei Metern gibt es einen steten Durchfluss", sagt Helmut Habersack, Projektleiter und Wasserbauexperte von der Universität für Bodenkultur. "Dabei können Wassertiefe und Geschwindigkeit je nach Bedarf reguliert und Versuche im Maßstab 1:1 durchgeführt werden."

Insbesondere die Häufung von Hochwasserereignissen seit 2002 im Vergleich zu vorhergegangenen Dekaden mache eine systematische Forschung notwendig, sagt Habersack. "Wenn es etwa um die Rettung von Menschenleben geht und darum, wie sich Einsatzkräfte richtig verhalten, kann man nicht auf einen Maßstab von 1:10 verkleinern."

Ebenso könnten Sedimentbewegungen in Flüssen besser in großem Maßstab mit echtem Gestein untersucht werden. Das von der Boku betriebene Wasserbaulabor wird auch vom Christian-Doppler-Labor für Sedimentforschung und -management genutzt werden.

Grundlagenforschung

Beforscht werden sollen außerdem fischfreundliche Turbinen, Methoden für die Verbesserung der Schifffahrt, die mit klimabedingten Änderungen des Durchflusses zu kämpfen hat, sowie Maßnahmen für den Gewässerschutz und Uferrückbau. "Wir wollen mit Grundlagenforschung zu einer faktenbasierten Entscheidungsfindung beitragen", betont Habersack, der die kürzlich ins Arbeitsprogramm der Unesco aufgenommene World's Large Rivers Initiative zur Erforschung des Zustands der weltweit größten Flüsse koordiniert.

Die Gesamtkosten von etwa 49,4 Millionen Euro werden durch vier teils länderübergreifende EU-Projekte, durch Wissenschafts-, Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltministerium sowie die Länder Wien und Niederösterreich aufgebracht. (Karin Krichmayr, 28.6.2018)