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Twitter reproduziert eine von Männern dominierte Debattenkultur.

Foto: Reuters/ Regis Duvignau

Die politische Diskussion wird von Männern dominiert. Im Grunde ist das keine überraschende Aussage, ist sie doch in politischen Diskussionssendungen wie auch in der medialen Berichterstattung ohne große Datenerhebungen und mit bloßem Hinschauen sichtbar. Und daran ändern offenbar auch neuere Medien- und Kommunikationskanäle nichts, wie eine neue US-Studie zeigt. Im Gegenteil: Sie könnten es sogar noch schlimmer machen und Frauen noch mehr aus dem politischen Diskurs verdrängen.

Die Studie befasste sich mit der Twitter-Nutzung von JournalistInnen und stellte fest, dass Männer auf Twitter vor allem ihresgleichen antworten und retweeten, während Frauen weitgehend ignoriert werden.

Die Untersuchung, die im "International Journal of Press/Politics" erschienen ist, befasste sich mit Journalisten und Journalistinnen, die über das politische Geschehen in Washington, DC berichten, und konnte zeigen, dass 91,5 Prozent der politischen Journalisten via Twitter nur mit anderen politischen Journalisten reden – Journalistinnen bleiben in einer somit von Männern geprägten Debattenkultur außen vor. Zwar antworten auch Frauen auf Twitter öfter Frauen, allerdings gehen ihre Antworten immerhin zu 28 Prozent an Männer. Insgesamt wird generell mehr Männern gefolgt: Sowohl Journalistinnen als auch Journalisten folgen zu 62 Prozent Männern und zu 38 Prozent Frauen.

Twitter macht es schlimmer

Von den 25 JournalistInnen-Accounts mit den meisten Followern sind alle bis auf vier männlich, die erste Frau kommt erst auf Platz zwölf: Andrea Mitchell von NBC News. Der Effekt davon ist, dass die Stimmen von Journalistinnen in "Gender Silos" verbannt werden, sagt Nikki Usher, Hauptautorin der Studie "Twitter Makes It Worse: Political Journalists, Gendered Echo Chambers, and the Amplification of Gender Bias", für die die Accounts einen Monat lang im Jahr 2017 analysiert wurden.

Insgesamt wurden für die Studie 2.292 Twitter-Accounts von JournalistInnen untersucht, die für Berichte über den US-Kongress akkreditiert sind. Zu diesem Kreis gehören zwar beinahe gleich viele Journalistinnen wie Journalisten, trotzdem twittern Männer weitaus mehr (zwei Drittel der Originaltweets), haben mehr Retweets und haben durchschnittlich doppelt so viele Follower.

"Der Einfluss von Twitter auf den politischen Journalismus könnte einen strukturellen Nachteil für Frauen bedeuten", heißt es in der Studie, die somit auch auf den Karrierefaktor Twitter für Journalistinnen und Journalisten aufmerksam macht.

Twitter-Selbstmarketing

Die Ergebnisse zeigen den "alarmierenden Zustand" auf, dass sich vorwiegend männliche Journalisten ähnlichen Alters gegenseitig stärken, heißt es in der Studie. Sie twittern häufiger ihre Meinung und ihre Berichte und verschaffen sich so deutlich mehr Gehör für ihre Arbeit. Dass Frauen hierbei zurückhaltender sind, führen die StudienautorInnen auch auf die verstärkte emotionale Arbeit von Frauen zu Hause, aber auch im Büro zurück, die ihnen weniger Zeit für Selbstmarketing in den sozialen Medien lasse. (red, 26.6.2018)