Kiew – Nach dem tödlichen Überfall mutmaßlicher Rechtsradikaler auf ein Roma-Lager in der Westukraine hat die Polizei 14 Tatverdächtige ermittelt. Dem 20-jährigen mutmaßlichen Anführer der Gruppe drohe eine Anklage wegen Mordes und damit lebenslange Haft, teilten die Behörden der Stadt Lwiw am Dienstag mit.

Insgesamt seien acht Schüler und Auszubildende zwischen 16 und 18 Jahren vorläufig festgenommen worden. Zwei kamen in Untersuchungshaft.

Mit Messern und Hämmer angegriffen

Die Jugendlichen hatten in der Nacht zum Sonntag das Lager der Roma außerhalb der Stadt mit Messern und Hämmern angegriffen. Dabei wurde ein 24-jähriger Rom erstochen. Vier weitere Roma, darunter ein zehnjähriger Junge und eine schwangere Frau, erlitten Verletzungen. Alle Verdächtigen hätten sich als Mitglieder der bisher unbekannten rechtsextremen Vereinigung "Nüchterne und wütende Jugend" bezeichnet, teilte die Polizei mit.

Die Menschenrechtsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Bärbel Kofler, zeigte sich entsetzt über die Attacke. "Diese grausame Tat zeigt, dass das Verhältnis zur größten ethnischen Minderheit in Teilen der Gesellschaft Europas nach wie vor von Ausgrenzung, Intoleranz und Gewalt geprägt ist", erklärte sie. Sie forderte eine vollständige Aufklärung und Ahndung der Tat.

In den vergangenen Monaten hat es in der Ukraine mehrere Angriffe auf Roma gegeben, bei dem Vorfall nahe Lwiw kam erstmals ein Mensch ums Leben. Menschenrechtler hatten erst kürzlich von der ukrainischen Regierung ein konsequenteres Vorgehen gegen Rechtsextreme gefordert. (APA, 26.6.2018)