Auf der einen Seite Suarez (links), auf der anderen Cavani. Dieses Duo lässt Uruguays Fans vom dritten Titel nach 1930 und 1950 träumen.

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Die Uruguayer haben sich mal wieder als nervtötende Party-Crasher im Gastgeberland unbeliebt gemacht, jetzt wollen sie Europameister Portugal die Feierstimmung vermiesen. Auf Cristiano Ronaldo und Co. wartet im WM-Achtelfinale am Samstag (20 Uhr) ein höchst unbequemer Gegner mit zwei "Bestien" im Sturm. Oder wie es die Zeitung El Pais ausdrückte: "Uruguay, ein Party-Schreck auf Weltniveau."

Dieses Prädikat verdienten sich die Himmelblauen eindrucksvoll beim 3:0 (2:0) zum Vorrundenabschluss in Samara gegen chancenlose Russen. Erstmals in der WM-Geschichte gewann Uruguay alle drei Gruppenspiele – und das ohne Gegentor, was zuletzt Argentinien 1998 gelungen war. Weil auch die Stürmerstars Luis Suarez und Edinson Cavani in Torlaune sind, mausert sich Uruguay zum Titelkandidaten. Doch gegen diese Rolle wehren sich die Südamerikaner. Noch.

"Lassen Sie mich kurz auf die Bremse treten", sagte Nationaltrainer Oscar Tabarez stirnrunzelnd zu einem Journalisten, der ihn gefragt hatte, ob sein Team gegen Russland wie ein Weltmeister gespielt habe. "Ich bin zufrieden mit dem, was das Team gezeigt hat, aber wir haben auch einige Fehler gemacht", mahnte der 71-Jährige. Aber eben auch vieles richtig. Trotz vier Änderungen in der Startelf wirkte das Team sehr stabil. Die Defensive um Abwehrchef Diego Godin ließ gegen anfangs stürmische Russen kaum etwas anbrennen, und offensiv schlug das Traumduo eiskalt zu. Zuerst verwandelte Suarez einen Freistoß aus 17 Metern direkt zur 1:0-Führung, am Ende erlöste sich auch Cavani mit seinem ersten Turniertor.

"Es ist sehr wichtig, dass beide getroffen haben, denn dann fühlen sich Stürmer immer wohler", sagte Tabarez. Suarez und Cavani sind die beiden einzigen Uruguayer, die bei drei Weltmeisterschaften jeweils mindestens ein Tor erzielt haben. Suarez (7) fehlt nur noch ein Treffer zum WM-Rekord seines Landsmannes Oscar Miguez (8). Den will sich der Profi des FC Barcelona gegen Portugal holen und damit sein Team ins Viertelfinale schießen.

"Unser Plan war es immer, uns von Spiel zu Spiel zu steigern. Diesen Weg gehen wir weiter", sagte Suarez, der auch neben dem Platz angriffslustig wirkt. Als er nach dem Russland-Spiel gefragt wurde, warum er immer so traurig aussehe, zeigte Suarez dem Journalisten zuerst ein breites Grinsen, dann kanzelte er ihn ab: "Was für eine Zeitverschwendung! Nächste Frage, bitte."

Die Portugiesen dürften die Spanier um den Gruppensieg und den Achtelfinalgegner (Russland) beneiden. Sie müssen Suarez und Cavani ausschalten. Auch Uruguays Mittefeld hat Qualität. In Montevideo hoffen die Fans auf einen Erfolg wie bei der WM 2010, als Uruguay erst im Halbfinale den Niederlanden und im Spiel um Platz drei Deutschland jeweils 2:3 unterlag. Auch in Südafrika hattte Uruguay in der Gruppenphase den Gastgeber mit 3:0 besiegt. Ein Omen? "Ich würde mich freuen, hätte das eine tiefere Bedeutung ", sagt Trainer Tabarez. "Das wäre ein wunderbarer Traum. Wir wollen ihn realisieren." (sid, fri, 26.6.2018)