Beirut – Luftangriffe und Kämpfe im Süden Syriens haben nach Angaben der UNO mindestens 45.000 Menschen in die Flucht getrieben. Möglicherweise sei die Zahl der Flüchtlinge sogar noch höher, sagte die Sprecherin des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) in Syrien, Linda Tom, am Dienstag.

Es handelt sich demnach um die bisher größte Fluchtbewegung aus der südlichen Provinz Daraa, wo es zuletzt vermehrt Gefechte gegeben hatte.

Jordanien will keine Flüchtlinge mehr aufnehmen

Syrische und russische Kampfflugzeuge hatten in den vergangenen Tagen Luftangriffe auf von Rebellen kontrollierte Gebiete im Süden Syriens geflohen. Die Zahl der Flüchtlinge habe daher "in den letzten Tagen" stark zugenommen, sagte die UN-Sprecherin. Die meisten Menschen fliehen demnach aus östlicheren Teilen von Daraa nach Süden zur abgeriegelten jordanischen Grenze. Jordanien will keine weiteren Flüchtlinge aus Syrien mehr aufnehmen.

Die syrische Regierung verhandelt über ihren Verbündeten Russland seit Wochen mit den Rebellen in den Provinzen Daraa und Kuneitra über die Übergabe der Gebiete unter ihrer Kontrolle. Zugleich zog sie eine große Zahl von Truppen am Rand der Rebellengebiete zusammen und drohte mit einer Offensive, sollten die Verhandlungen keinen Erfolg bringen. In den vergangenen Tagen hatte es nun vermehrt Luftangriffe und Gefechte gegeben.

Weitere 750.000 Menschen gefährdet

Die Vereinten Nationen hatten gewarnt, dass bei Kämpfen im Süden des Landes weitere 750.000 Menschen gefährdet wären. In Daraa hatten im März 2011 die Proteste gegen Syriens Machthaber Bashar al-Assad begonnen. Angesichts des brutalen Vorgehens Assads gegen die Demonstranten weiteten sich die Proteste rasch aufs ganze Land aus. Seither wurden mehr als 350.000 Menschen getötet und Millionen Syrer in die Flucht getrieben. (APA/AFP, 26.6.2018)