Seit knapp drei Jahren steht am Walserberg wieder die Polizei.

foto: mike vogl

Salzburg – Langsam schleppt sich die Pkw- und Lkw-Schlange den Walserberg hinauf. Auf der rechten Spur die Sattelschlepper, links Autos und Wohnwagengespanne. Dieser Dienstag ist kein starker Reisetag. Trotzdem: 15 Minuten beträgt laut aktueller Verkehrsmessung der Asfinag der Zeitverlust bei der Einreise nach Deutschland.

Knapp hinter der Grenze, wo in der Zeit vor Schengen der Schlagbaum stand, kommt die Schlange dann fast völlig zum Stillstand: Zwei bewaffnete Grenzpolizisten in gelben Warnwesten inspizieren die Autos. Die Grenzstation besteht aus einem kleinen Container, alles wirkt sehr provisorisch.

Fallweise kommt auch die rote Kelle zum Einsatz. Erscheint ein Auto verdächtig, winkt es der Beamte zu einem teilweise überdachten Parkplatz auf deutscher Seite. Hier wird es gefilzt. Gesucht werden Flüchtlinge. Die Trefferquote ist allerdings nicht besonders hoch: Bis Mai wurde nach offiziellen Agenturmeldungen 4600 Menschen registriert, rund die Hälfte von ihnen wurde wieder auf österreichischen Boden zurückgeschickt.

"Nur die Blöden"

Dass die benachbarte Raststätte den Namen "Servus Europa" trägt, wirkt angesichts der Polizeiüberwachung skurril. Die Stimmung unter den Reisenden, die hier für eine Pause stehenbleiben, ist aber entspannt. Ein niederländischer Urlauber erklärt, die 15 Minuten würden auf der Strecke von Istrien nach Hause kaum ins Gewicht fallen.

Und wenn es länger dauert, wie zuletzt in den Semesterferien mit 20 Kilometer Stau und zwei Stunden Zeitverlust? Der Familienvater lächelt und deutet auf eine Handy-App. Er würde den Grenzstau auf der Bundesstraße umfahren.

Ärgerlich ist der Dauerstau aber für die Berufsfahrer. "Da erwischt es ohnehin nur die ganz Blöden", sagt ein Architekt, der sich an der Raststation mit einem Kunden treffen will. Dass am Bundesstraßenübergang und an den kleinen Grenzen nur höchst sporadisch Grenzpolizei zu sehen sei, wüssten die Schlepper längst.

Das Ganze habe mit dem deutschen Wahlkampf zu tun, sagt ein Salzburger auf dem Weg zum Kaffee. Er erinnere sich gut an die Drohungen des damaligen deutschen Verkehrsministers Peter Ramsauer (CSU), der aus Lärmschutzgründen den Luftraum für den Anflug auf den Salzburger Flughafen sperren lassen wollte. "Kaum war die Bundestagswahl vorbei", war auch das Thema Flughafenlärm vom Tisch.

Staugeplagte Anrainer

Neben den Urlaubern, neben den Berufskraftfahrern und Pendlern sind vor allem die Anrainergemeinden Leidtragende der Grenzkontrollen. Im deutschen Kiefersfelden beispielsweise kommt es durch den Ausweichverkehr – vom Tiroler Kufstein kommend – regelmäßig zum völligen Verkehrskollaps. Dabei ist Kiefersfelden eigentlich ein Tourismusort. In einem zugestauten Ort will aber niemand urlauben.

Ähnlich die Situation im Salzburger Wals-Siezenheim. Hier führt die Ausweichroute über die B1 und den Grenzübergang am Kleinen Walserberg. Komme es auf der schnell überlasteten B1 zum Stau, würden die Autofahrer auch durchs Ortsgebiet ausweichen, berichtet Bürgermeister Joachim Maislinger (ÖVP). Es gebe zwar für den Extremfall die Möglichkeit, eine Durchfahrtssperre zu verhängen, die werde aber immer erst aktiviert, wenn ohnehin schon alles stehe, sagt Maislinger.

Für den Walser Bürgermeister sind die Grenzkontrollen polizeitaktisch eher wirkungslos und vor allem der deutschen Innenpolitik geschuldet: "Das sind Kontrollen für die deutsche Seele." Er plädiert für die rasche Aufhebung. Grenzsperren "im zentraleuropäischen Raum" seien absurd, sagt Maislinger. (Thomas Neuhold, 26.6.2018)