Am schwierigsten sind jene Geschichten zu erzählen, die eine Portion echten, in der Realität verankerten Schreckens enthalten – und trotzdem saukomisch sind. Fangen wir einmal so an: Jede Zeit hat ihre je eigenen Ausdrucksformen für Störungen aller Art. Wenn heute ein Kleinkrimineller in eine Sinnkrise fällt, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass er zu dem konvertiert, was er für den Islam hält, und sich als Jihadist wiederfindet. Wenn einer unter Wahnvorstellungen leidet und den ihm von oben erteilten Auftrag erfüllt, Leute umzubringen, dann tut er dies heutzutage gerne mit dem Ruf "Allahu Akbar" auf den Lippen.

Und in der Provinz Grosseto im schönen Italien hat ein Pensionist, der seine Schwammerlplätze verteidigen wollte, zur Machete gegriffen und ist mit ebendiesem "Gott ist groß"-Ruf aus dem Gebüsch einen Mann angesprungen. Der war eh gar nicht auf Steinpilze aus, sondern wollte nur kurz pinkeln.

Der Pensionist war weder religiös noch krank, sondern einfach nur ein bisserl fanatisch, was seine Porcini angeht. Die Plätze hütete er seit seiner Kindheit, wäre interessant zu wissen, was er vor zwanzig Jahren geschrien hat, um die Leute zu verscheuchen.

Jedenfalls rückte diesmal die Antiterroreinheit der Carabinieri aus, denen der Alte zerknirscht erklärte, er wisse ja gar nicht einmal, was "Allahu Akbar" heißt. Hat er im Fernsehen gehört, hielt er auf alle Fälle für wirksam. Was es ja auch war. (Gudrun Harrer, 26.6.2018)