Lecce, das muss Barock multipliziert mit Rokoko pur sein.

Foto: iStock / Paolo Paradiso

Eine sehr alte Stadt mit vielen Kirchen, angeblich gibt es gut 100 davon.

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"Ich war noch niemals in"... ist eine Sommer-Serie, in der sich die Redakteure an Urlaubsorte wünschen, die sie schon immer einmal besuchen wollten.

Ich sah einen Spielfilm mit dem geistlosen Titel "Männer al dente". Der Streifen war zwar besser als sein Name, das Allerbeste daran war allerdings Lecce, denn dort spielt der Film, bei dem es um das Outing zweier schwuler Söhne einer Nudeldynastie geht. Aber egal. Seither schwärme ich in Gedanken von Lecce. Lecce klingt nicht nur schön, es schaut auch verdammt gut aus. Ich habe mir Fotos angeschaut.

Die Stadt liegt südlich von Brindisi, zwölf Kilometer von einem schnapsklaren Meer entfernt. Lecce mit seinen gut 95.000 Einwohnern ist eine sehr alte Stadt mit vielen Kirchen. Angeblich gibt es gut 100 davon.

Florenz des Südens

Wie eine reich verzierte Sahnetorte kommt zum Beispiel die Basilika Sante Croce daher. Lecce, das muss Barock multipliziert mit Rokoko pur sein. Auch deshalb nennt man diesen Ort das Florenz des Südens. Die Stadt in Apulien soll stellenweise aber auch den Charme des postkommunistischen Italien versprühen, wie man ihn gern in Süditalien findet, wenn man ihn finden mag.

Natürlich möchte ich mir das mächtige Kastell anschauen, das von Karl V. als Riesenklotz angelegt wurde. Bei den Cartapesta-Künstlern, die Heiligenfiguren aus Draht, Stroh und Karton fertigen, würde ich vorbeischauen. Und einen sauguten Teller Nudeln möcht ich mir bestellen, am Strand, der auch in "Männer al dente" zu sehen ist. Dort, wo das Adriatische Meer auf das Ionische Meer trifft, dort, wo der Stiefel Italiens auf seinem Absatz thront. (Michael Hausenblas, 10.7.2018)