Ohne großes Getöse, ohne mediale Inszenierung und ohne übertriebene Social-Media-Kampagne fuhr das Wiener Biotechnologieunternehmen Hookipa Pharma vergangenes Jahr eines der höchsten Investments der österreichischen Start-up-Geschichte ein: 50 Millionen Euro. Hookipa entwickelt neue Arten der Immuntherapie gegen Krebs und Infektionskrankheiten.

Das Funding passt ins Bild, die Investitionen in heimische Start-ups haben 2017 stark zugenommen. Insgesamt flossen rund 133 Millionen Euro in Jungunternehmen, wie aus dem aktuellen Start-up Report Austria hervorgeht. Das entspricht einem Plus von 64 Prozent gegenüber 2016, da waren es 81 Millionen. Hinter Hookipa folgten die Reisebuchungsplattform Tourradar mit 8,5 Millionen Euro und das Robotikunternehmen Robart mit 6,1 Millionen.

Mit 66 Deals flossen rund 133 Millionen Euro an die heimischen Gründer.
Foto: Der Standard

Internationales Interesse

"Internationale Investoren zeigen vermehrt Interesse an der heimischen Start-up-Szene. Und besonders die großen Deals über zwei Millionen Euro werden mehr", sagt Florian Kandler. Er selbst ist Seriengründer und brachte heuer zum dritten Mal den Start-up Report Austria heraus – die detaillierteste Funding-Übersicht Österreichs, wie er es nennt. Gelistet werden alle "echten" Finanzierungsrunden über 250.000 Euro, Förderungen zählen nicht dazu.

Zahlt sich dieser Aufwand für ihn aus? Ja, tut er. Kandler möchte auch jenen Unternehmen eine Bühne geben, die von der breiten Masse nicht oder nur wenig wahrgenommen werden. Womöglich, weil sie es auch nicht müssen. Wer im Life-Science-Bereich arbeitet oder hochkomplexe Softwarelösungen anbietet, wird es schwer haben, sich eindrucksvoll in sozialen Medien zu präsentieren. Warum auch? Produkte, die niemand versteht, müssen dort auch nicht hin. Solange sie ankommen, wo sie sollen, ist keine Marktschreierei notwendig.

Einblick in Branchen

"Junge Gründer profitieren stark von den Erfahrungen anderer. Doch es ist schwierig, jemand zu fragen, den man nicht kennt. Ich möchte mit meinem Report einen Einblick geben, wer in welchen Branchen erfolgreich arbeitet oder wer bereit ist, zu investieren", erklärt Kandler seine Beweggründe.

Stichwort Investor: Dem Report zufolge dauert die Suche nach einem Geldgeber durchschnittlich 5,7 Monate. Wobei diese sehr unterschiedlich aussehen kann. Rund ein Viertel der Gründer spricht mit einem bis fünf Investoren, etwas mehr als ein Drittel wählt die "Schrotflintenmethode": jeden ansprechen. Schlussendlich resultieren daraus mehr als 50 Gespräche.

Kandler rät von dieser zeitaufwendigen und ineffizienten Methode ab. Auf Investorenseite gewinnen Business-Angel-Netzwerke klar an Bedeutung. Startup300, Primecrowd, aws Business Angels, AAIA oder Conda sind dabei in Österreich relevante Namen.

Aufholbedarf in Österreich

Bernhard Lehner und Michael Eisler von Startup300 attestieren Österreich noch viel Handlungsbedarf: "Es wurde während der vergangenen Jahre einfacher, mit einem Start-up zu reüssieren." Das liege vor allem an engagierten Gründern und Business-Angels.

Dennoch sehen beide einen Mangel an gewissen Faktoren: Es gebe "zu wenig politische Motivation, um Start-ups zu unterstützen, zu wenig Risikokapital, zu wenig stabile Kommunikationsstrukturen zwischen Stakeholdern und dem Ökosystem und letztlich zu wenig internationale Vernetzung".

Nichtsdestotrotz lässt sich in Österreich ein Aufwärtstrend erkennen, und auch heuer häufen sich bereits die Investmentmeldungen. (Andreas Danzer, 26.6.2018)