Wein-&-Co-Gründer Heinz Kammerer zieht sich demnächst zurück.

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Wien – Wein & Co ist für einen Verkauf gut gereift. Offenbar steht eine Übernahme der von Heinz Kammerer gegründeten Weinhandelskette unmittelbar bevor, wie aus informierten Kreisen zu erfahren ist. DER STANDARD hatte schon im Jänner darüber berichtet und den deutschen Anbieter Hawesko ins Spiel gebracht. Damals wurde zwar das Interesse bestätigt, Verhandlungen verneinten Kammerer und die Hamburger aber.

Das hat sich nun geändert. "Wir haben in den letzten Wochen Verhandlungen aufgenommen", bestätigt Hawesko-Sprecher Thomas Hutchinson entsprechende Gerüchte. "Wein & Co hat ein ganz tolles Konzept", lautet sein Befund. Derzeit würden die Rahmenbedingungen eines Mehrheitserwerbs geprüft, heißt es weiter: Dafür laufe die vertiefte Prüfung (Due Diligence). Hutchinson geht davon aus, dass der Name Wein & Co beibehalten werde, sollte es tatsächlich zum Erwerb kommen.

Führender europäischer Weinhändler

Hawesko zählt zu den führenden europäischen Weinhändlern und ist unter anderem mit der Vertriebsschiene Jacques' Wein-Depot am Markt vertreten. Der Einstieg in Österreich unter dieser Marke wurde vor einigen Jahren rückgängig gemacht. Mit rund 500 Millionen Euro Umsatz ist Hawesko – der Name geht auf die frühere Bezeichnung Hanseatisches Wein & Sekt Kontor zurück – in etwa zehnmal so groß wie die Österreicher.

Kammerer, der vor dem Weinengagement als Teppich- und Fliesenhändler aktiv war, hat eine turbulente Phase hinter sich. Nach dem Rückzug aus dem operativen Geschäft 2012 zwang ihn ein gewisser Restrukturierungsbedarf drei Jahre später zurück in den Chefsessel. Kammerer schloss einige Filialen, lagerte die Logistik an die Deutsche-Bahn-Tochter Schenker aus und forcierte den Onlinehandel. Der Unternehmenschef, der am Dienstag nicht erreichbar war, hat kürzlich seinen Abgang per ersten Juli angekündigt. Wein & Co gab zuletzt bekannt, im Vorjahr mit 20 Filialen und 280 Mitarbeitern 42 Millionen Euro umgesetzt zu haben. (as, 26.6.2018)