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In der NBA ist immer Fasching: James Harden posiert mit seiner Mamma Monja Willis.

Foto: Richard Shotwell/Invision/AP

Santa Monica/Köln – Hinter der verspiegelten Sonnenbrille und dem berühmtesten Vollbart der NBA regte sich keine Miene – James Harden nickte bei der Verkündung des MVP nur cool. Doch als der Basketball-Superstar die Trophäe für den wertvollsten Spieler der NBA entgegennahm, strahlte längst ein breites Grinsen durch das gewaltige Barthaar hindurch.

Endlich hielt er die Trophäe in den Händen. Zum ersten Mal. Im Vorjahr hatte der 28-Jährige mit dem mächtigsten Bart der NBA schon die Finger nach ihr ausgestreckt, doch Russell Westbrook (Oklahoma City Thunder) hatte sie ihm vor der Nase weggeschnappt. Dieses Mal nicht.

"Die letzten vier Jahre habe ich immer an die Tür geklopft. Nun ist der Moment endlich gekommen, das fühlt sich richtig gut an", sagte der Star der Houston Rockets mit stockender Stimme und noch etwas ungläubig.

Verdient/Unverdient

Nicht, dass Harden denkt, er habe die Auszeichnung nicht verdient. Ganz im Gegenteil. Doch nachdem der er in den letzten drei Jahren zweimal als Zweitplatzierter knapp das Nachsehen hatte, konnte er seine Siegeschancen nicht mehr einschätzen.

"Letztes Jahr hatte ich eigentlich schon das Gefühl, dass ich hätte gewinnen müssen. Also habe ich keinen Unterschied vom letzten zu diesem Jahr gesehen", sagte Harden. Darum habe er seine Dankesrede improvisieren müssen.

Doch am Montagabend war seine Sorge vollkommen unbegründet. Mit 200 Punkten Vorsprung setzte sich die vollbärtige Urgewalt, dessen Facebook-Profil den Namen "Fear The Beard" (Fürchte den Bart) trägt, gegen den viermaligen Titelträger LeBron James vom Vizemeister Cleveland Cavaliers und Anthony Davis (New Orleans Pelicans) durch.

Auch dank der besten Ausbeute der Liga. Der 1,96-m-Mann erzielte im Durchschnitt 30,4 Punkte sowie 5,4 Rebounds und 8,8 Assists pro Spiel und feierte sich erstmals in seiner Karriere als Topscorer.

Play-offs zählen nicht

Die Stats von LeBron James waren mitnichten schlechter, aber sein Play-off Run, der als einer der unglaublichsten in die Geschichte der NBA eingegangen ist, zählt offenbar für den Season-MVP Award nicht.

Die Auszeichnung war für Harden jedenfalls ein Trost für das bittere Halbfinal-Aus gegen Meister Golden State Warriors in der abgelaufenen Saison. Denn Houston hatte die Hauptrunde mit 65 Siegen und 17 Niederlagen als bestes Team und mit einem Vereinsrekord abgeschlossen und war als Mitfavorit ins Rennen um den Titel der NBA gegangen.

Die weiteren Gewinner

Neben Harden setzten sich in den anderen wichtigen Kategorien der NBA Awards ebenfalls die Favoriten durch: Der 21-jährige Australier Ben Simmons (Philadelphia 76ers) wurde als bester Neuling ("Rookie"), der 26-jährige Franzose Rudy Gobert (Utah Jazz) als Defensivspieler des Jahres ausgezeichnet. Der Preis für den "Sixth Man of the Year" ging an Lou Williams (Los Angeles Clippers), jener für den Spieler, der sich im Vergleich zum Vorjahr am meisten verbessert hat ("Most Improved Player"), an Victor Oladipo (Indiana Pacers).

Trainer des Jahres wurde Dwane Casey, der aber nach dem 0:4-Debakel in der zweiten Play-off-Runde gegen Vizemeister Cleveland in Toronto entlassen worden war. Der 61-jährige US-Amerikaner betreut in der kommenden Saison die Detroit Pistons. Caseys Nachfolger bei den Raptors und damit neuer Headcoach von Österreichs NBA-Pionier Jakob Pöltl ist der bisherige Co-Trainer Nick Nurse (50). (APA, red, 26.6.2018)