Foto: Getty Images/iStockphoto/ViewApart
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Pro
von David Krutzler

Wir sind unterwegs nach Gibraltar, freuen uns auf Affen, rote britische Telefonhäuschen und darauf, unseren vollen Reiserucksack in ein Hostel stellen zu können.

Der Pfund-Schock folgt: Nach kurzer Beratung teilen wir das Zimmer mit Andy, einer Busbekanntschaft aus Melbourne. Am Abend reift die Erkenntnis, mit mehr Hopfen auch den australischen Slang besser zu verstehen. Weiter geht es nach Sevilla. Die Zimmergeschichte wiederholt sich mit Greg, einer weiteren Zufallsbegegnung aus Down Under. Eine Einladung nach Sydney wird ausgesprochen.

Womit die Australier nicht gerechnet haben: Wir sind zwei Jahre später tatsächlich gekommen. Womit wir nicht gerechnet haben: Greg war reich. Er, der sich da mit uns in Sevilla Mehrbettzimmer und Tapas teilte, lud uns in seine Villa nahe der Harbour Bridge. Er fuhr uns auch zur Oper – mit dem hauseigenen Schnellboot.

Und Andy? Der war ein überragender Gastgeber in Melbourne. Zwei Mal war Andy seither schon in Wien, zuletzt mit seiner Frau Alex. Das nächste Mal kommt er mit den Zwillingen.

Kontra
von Franziska Zoidl

Wir lernten Jens am Campingplatz in Sarteano kennen. Der lustige Deutsche hatte blondgelocktes Haar, blaue Augen und arbeitete den Sommer über als Animateur. Wir waren hin und weg von Jens. Ich war sechs, mein Bruder sieben.

Nach zwei Wochen mussten wir uns von unserem neuen Freund verabschieden. Wir gaben Jens unsere Adresse. Er versprach, uns zu schreiben. Die ganze lange Heimreise im Auto sprachen wir von nichts anderem als dem Brief von Jens.

Schon bevor unsere Eltern zu Hause die Koffer ausgepackt hatten, schauten wir in den Postkasten. Nichts, kein Brief von Jens. Sie ahnen es: Der Brief kam bis heute nicht.

So lernte ich, dass Reisebekanntschaften nicht halten. Das erleichtert mir Urlaube: Ich muss mich weder auf Bustouren im Baltikum, noch bei Flugverspätungen auf Lanzarote mit Leuten verbrüdern, die mich nicht interessieren. Ich werde nicht zu Fotoabenden zum Urlaubsausklang eingeladen, und muss mir keine Gesprächsthemen mit Menschen überlegen, mit denen ich nur eines gemeinsam habe: den Urlaubsort. Jens, falls du das hier liest: Danke! (RONDO, 4.9.2018)