Fast unter der Wahrnehmungsgrenze: Kapitän Thomas Schreiner und das österreichische Basketball-Nationalteam.

Foto: APA/Fohringer

Jakob Pöltl hat ihn Wien geübt für seine dritte NBA-Saison und für die letzten WM-Quali-Spiele.

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Wien – Medial ist Österreichs Basketball bereits in die Sommerpause entschlafen. Dabei gibt es noch zwei nicht unwichtige Termine für das Nationalteam. In der Qualifikation für die WM 2019 geht es in zwei Auswärtspartien in Deutschland (Freitag, 19.30 Uhr, Braunschweig) und Georgien (Montag, 17.00 Uhr MESZ in Tiflis, jeweils live ORF Sport +) um einen würdigen Abschluss. Gegen Deutschland, das gespickt ist mit NBA-Stars, wäre ein Sieg eine Sensation, in Georgien müsste ein Sieg mit 15 Punkten Vorsprung her, um in die nächste Runde aufzusteigen.

Gerade einmal vier Tage trainiert das ÖBV-Team in St. Pölten gemeinsam, die Wochen davor mussten sich die Spieler selbst vorbereiten. Suboptimal. Jakob Pöltl kann sein kleines Zeitfenster in einer zehnmonatigen NBA-Saison (mit Pre-Season) nützen, ist dabei, hat aber acht Wochen kein Spiel bestritten.

Deutsche NBA-Spieler

So oder so ist Österreich auch mit Pöltl schwerer Außenseiter. Die Deutschen haben ordentlich aufmagaziniert. Mit Dennis Schröder (Atlanta Hawks), Maximilian Kleber (Dallas Mavericks), Daniel Theis (Boston Celtics) sowie Danilo Barthel (Finals-MVP des deutschen Meisters Bayern München), zeigt Deutschland ein anderes Gesicht als Ende November des Vorjahres. Da lief Österreich aber selbst gegen ein deutsches B-Team daheim in ein 49:90-Debakel. Zudem fehlt Österreich sein stärkster Scorer mit Rasid Mahalbasic, der seinen ersten freien Sommer seit vielen Jahren seinem neugeborenen Kind widmet.

Der österreichische Basketball-Verband (ÖBV) organisierte nicht einmal einen Presse-Termin vor den letzten Quali-Spielen. Beworben werden die Länderspiele, selbst die Heim-Auftritte, seit Jahren traditionell nur spärlich. Auch die Fußball-WM tut ihr übriges, dem Weltverband (FIBA) sei dank für diesen Termin.

Trainer-Suche?

Auf den gescheiterten Ex-Teamchef Matthias Zollner folgte eine österreichische Basketball-Legende, die aber noch über keine nennenswerte Trainererfahrung verfügt: Mike Coffin. Der 47-Jährige dominierte als Spieler die Bundesliga (ABL) in den Nullerjahren, der Sprung auf die Trainerbank als Teamchef ist aber schon ein weiter, sei er auch nur interimistisch. Wer das Nationalteam in die nächste EM-Quali führt, ist offen.

Einen Popularitätsschub könnte der kriselnde heimische Basketball durch eine Heim-EM erfahren. Die letzte EM-Teilnahme datiert aus dem Jahr 1977, eine Vorrunde der EM 2021 soll in der Wiener Stadthalle stattfinden. "Wir ordnen dem Ziel, die EM erstmals nach Österreich zu bringen, alles unter", heißt es von Seiten des Verbandes.

In der Bundesliga wird übrigens nach gescheiterter Ausländerbeschränkung ein Österreicher-Topf eingeführt, der aber nicht einmal ansatzweise ein Ersatz für ein echtes Gentlemans Agreement ist. aut Laut einem ersten Entwurf zahlt jeder Klub 30.000 Euro an die Liga und erhält pro Einsatz-Minuten von Österreichern Geld retour. Diese Regelung gilt aber nicht für Spieler, die über 32 Jahre alt sind. Eine Altersgrenze, die der vertraglich gestaffelten Ausbildungsentschädigung zwischen Liga und Verband entstammt. Spieler wie der 39-jährige Stjepan Stazic fühlen sich diskriminiert. Die Frage ist eher, ob und wann junge Talente es schaffen, diese "Altstars" zu verdrängen. (Florian Vetter, 27.6.2018)

Basketball-Nationalteam-Kader für die WM-Quali-Spiele in Deutschland und Georgien

Pöltl (Toronto/Kan), Klepeisz (Braunschweig/D),Ogunsipe (Bayern/D), Schreiner (Burgos/Sp), Lanegger (Palma/2. Sp), Hopfgartner (Valladolid/2. Sp) Douvier (Aris/Gr), Danek, Güttl, Trmal (Traiskirchen), Friedrich, Murati (Gmunden), Rados (Kapfenberg), Novas Mateo (Wels), Koch (Jennersdorf).