Mit zusätzlichen Investitionen und neuen digitalen Angeboten krempelt Ravensburger-Vorstandschef Clemens Maier den deutshen Spielehersteller um. Internationaler und innovativer soll das Traditionsunternehmen werden und den veränderten Gewohnheiten in vielen Familien Rechnung tragen – was viel Geld kostet. Zugleich setzt Maier aber nicht alles auf die digitale Karte.

"Wir machen relativ viel neu", sagte er am Mittwoch bei der Präsentation der Jahresbilanz 2017 in Stuttgart. "Mit unseren großen Marken müssen wir auch in der digitalen Welt vertreten sein." Der Kern sollen aber Spiele zum Anfassen bleiben, die auch ganz für sich allein und offline funktionieren – ohne Smartphone, ohne Bildschirm.

"Kinder sind zunehmend in der digitalen Welt unterwegs. Und es wird zunehmend online eingekauft", sagte Maier. Das könne Ravensburger nicht ignorieren. Mit Gravitrax habe man zum Beispiel ein neues Kugelbahnsystem auf den Markt gebracht, das ganz klassisch spielbar sei, aber auch als digitales Abbild per App. Oder Holzeisenbahnen der Ravensburger-Marke Brio, deren Züge dank kleiner Funk-Chips erkennen können, wann ein Bahnhof kommt und sie anhalten sollen.

Vermeintliche Trends

Die Schwierigkeit sei, sich nicht von jeder Bö eines vermeintlichen neuen Trends treiben zu lassen, sagte Maier, ein Urenkel des Firmengründers, der Ravensburger seit gut einem Jahr führt. Mit Mischformen – also Spielen, die etwa nur mit eingeschaltetem Handy neben dem Spielbrett funktionieren – habe man schlechte Erfahrungen gemacht. Auch Bildschirme kämen nicht gut an. "Da haben wir gemerkt, das wollen die Eltern nicht", sagte Maier.

Einen großen Teil seines Umsatzes von zuletzt gut 471 Millionen Euro macht Ravensburger bereits im Ausland, trotzdem treibt Maier die Internationalisierung voran. Vergangenes Jahr übernahm das Unternehmen den US-Spielehersteller Thinkfun, der auf Denk- und Logikspiele spezialisiert ist.

Diese und andere Investitionen schmälern bei annähernd stagnierendem Umsatz den Gewinn. Hinzu kam 2017 die Pleite des Spielwarenriesen Toys R Us und einer großen französischen Handelskette, auf die Ravensburger mit Rückstellungen reagiert für offene Rechnungen, die möglicherweise nicht mehr beglichen werden. Die Toys-R-Us-Läden im deutschsprachigen Raum machen zwar weiter, in den für Ravensburger wichtigen USA hingegen aber nicht. Für 2017 blieben am Ende nach Steuern knapp 24 Millionen Euro übrig, knapp acht Millionen weniger als 2016. (APA, dpa, 27.6.2018)