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Abstieg und Ausstieg.

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Hat viel Geld: Klaus-Michael Kühne

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Hamburg – Rien ne va plus, nichts geht mehr: Investor Klaus-Michael Kühne hat nach acht frusterfüllten Jahren als unersetzbarer finanzieller Förderer des deutschen Bundesliga-Absteigers Hamburger SV aufgegeben. "Der Kampf ist jetzt verloren. Im Augenblick bin ich mal weg. Das wird sich auch nicht kurzfristig ändern, dieser Entschluss ist nachhaltig", sagte der in der Schweiz lebende Unternehmer in einem "Sport Bild"-Interview.

Über 100 Millionen Euro hat der mittlerweile 81-Jährige seit 2010 letztlich vergeblich in seinen Lieblingsklub gepumpt, der erste Abstieg in der 131-jährigen Vereinsgeschichte hat dem impulsiven Exzentriker offenbar den Rest gegeben: "Ich halte es zwar für undenkbar, dass der HSV dauerhaft in der 2. Liga versinkt. Aber die Entwicklung ist traurig und trostlos."

Reizfigur

Das Fass zum Überlaufen brachte bei Kühne, dass ihm HSV-Boss Bernd Hoffmann verweigerte, seinen AG-Anteil von aktuell 20,57 Prozent über die Sperrklausel von 24,9 Prozent hinaus auszuweiten. Dabei wäre der Förderer nach eigenen Angaben bereit gewesen, die damit erworbene Sperrminorität nicht zu nutzen, um gegen den Verein zu stimmen.

Schon mehrfach hatte Kühne mit kapriziösen Äußerungen die HSV-Spitze gereizt und genussvoll vor sich hergetrieben. Nun scheint seine Geduld tatsächlich aufgebraucht. "Rein wirtschaftlich betrachtet, ist die HSV die schlechteste Investitionsentscheidung meines Lebens", hatte der gebürtige Hamburger bereits im Mai im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung eingeräumt.

Funkstille

Unabhängig von den Ad-hoc-Entscheidung Kühnes gegen ein weiteres finanzielles Engagement hält er bis zum 30. Juni 2019 die Namensrechte an der Hamburger WM-Arena, die somit auch in der kommenden Saison noch ihren Traditionsnamen "Volksparkstadion" tragen wird. Bezüglich einer Verlängerung dieses Kontraktes, so Kühne, "herrscht im Moment absolute Funkstille".

Auch weil der mit Verbindlichkeiten in Höhe von 105 Millionen Euro wirtschaftlich schwer angeschlagene Traditionsklub nun mit deutlich weniger finanziellen Mitteln den sofortigen Wiederaufstieg in Angriff nehmen muss.

Hinzu kommt das Problem, dass 2019 17,5 Millionen Euro bereitgestellt werden müssen, um eine Fananleihe aus dem Jahr 2012 zurückzahlen zu können. Im vergangenen Geschäftsjahr lag das HSV-Minus bei satten 13,4 Millionen Euro.

Versager und Fehleinschätzung

In seinem Urteil über die zahlreichen HSV-Akteure, mit denen er seit 2010 zu tun hatte, ist Kühne, dessen geschätztes Privatvermögen bei 14,6 Milliarden US-Dollar liegen soll, weiterhin hart und unerbittlich wie eh und je. "Dietmar Beiersdorfer hat als Manager leider versagt, Bernd Hollerbach als Trainer war die größte Fehleinschätzung", sagte er im Interview. Nur den Begriff "Lusche" für Pierre-Michel Lasogga "würde ich heute nicht mehr in den Mund nehmen".

Seit dessen Veto bezüglich der Anteilsaufstockung ist auch Hoffmanns Ansehen bei Kühne deutlich gesunken: "Er ist ein Macher, der richtig durchgreift, aber manchmal zu machtbewusst. Die Gefahr ist, dass er nicht im Team arbeitet." Bezüglich der Sperrminorität habe Hoffmann panische Angst vor den Mitgliedern, schließlich sei er beim HSV schon einmal abgewählt worden.

Von den Hanseaten, die sich seit einer knappen Woche auf die neue Saison vorbereiten, gab es zunächst keine Reaktion auf den Kühne-Rückzug. Stattdessen waren im HSV-Twitterkanal lediglich bewegte Bilder vom Vormittagstraining im Volkspark zu sehen. (sid, 27.6.2018)