Italienische Banken und Versicherer entdecken das Allfinanzkonzept wieder für sich. In Zeiten niedriger Zinsen, weiterhin hoher Bestände von Non Performing Loans und eines beachtlichen Portfolios an Staatsanleihen sehen die Finanzinstitute im Bank-Assurance-Geschäft Wachstumspotenzial.

Die Mailänder Großbank Banca Intesa Sanpaolo hat mit der kürzlich erfolgten Gründung eines neuen Schadensversicherers in Turin das Allfinanzkonzept belebt und hofft auf Wachstum in diesem Sektor. 300 Millionen Euro sollen in den neuen Versicherer investiert, 5500 Personen engagiert werden. Das hat Bankchef Carlo Messina im Rahmen einer Versicherungstagung in Turin angekündigt. Die Investitionen sollen innerhalb der kommenden drei Jahre erfolgen.

Engere Kooperation

Aber nicht nur Intesa Sanpaolo, auch Unicredit hat mit Generali und Allianz eine neue Partnerschaft in Osteuropa fixiert. Die drittgrößte Bank des Landes, Banco BPM, baut ihren Allfinanzsektor durch eine engere Kooperation mit Cattolica Assicurazioni aus. Und kürzlich hat der Versicherer Unipol die Beteiligung an der Volksbank Bper von zehn auf 14,5 Prozent aufgestockt und plant, dieses Engagement auf bis zu 20 Prozent zu erhöhen.

Die Investitionen bei Intesa Sanpaolo entfallen laut Bankchef Messina großteils auf den Technologiesektor und auf den Bereich Kommunikation. Der neue Versicherungspool wird in Turin das Know-how in diesem Sektor bündeln. Ziel sei es, wie bereits im Lebensversicherungsgeschäft, wo Intesa Sanpaolo Italiens Nummer eins bei der Absicherung gegen alle Lebensrisiken ist, auch in der Schadensparte zur Numero uno zu avancieren – mit Ausnahme des Autogeschäfts. 500 neue Versicherer werden im Turiner Headquarter angestellt werden, sodass der neue Assekuranz-Hub insgesamt auf 5500 Beschäftigte wachsen wird. In Turin soll auch eine Master-Ausbildung für das Assekuranzwesen eingeführt werden.

Potenzial besser nutzen

Messina ließ zudem wissen, dass die Bank das Potenzial ihrer zwölf Millionen Kunden künftig besser nutzen will. Bisher haben nur 5,8 Prozent von ihnen eine Versicherungspolice beim Institut abgeschlossen. Dieser Anteil solle auf 18 bis 20 Prozent steigen.

Im Versicherungsgeschäft verfolgt Intesa Sanpaolo einen Multikanalvertrieb unter Nutzung von neuer Technik und künstlicher Intelligenz. 78 Prozent aller Italiener sind laut Versicherungsverband Ania Eigentümer einer Immobilie. Aber nur zwei Prozent der Wohnungsbesitzer haben laut Ania-Präsidentin Maria Bianca Farina eine Hausversicherung. Die Unfallgefahr nehme aber auch infolge der Klimaveränderung ständig zu, gibt sie zu bedenken. (Thesy Kness-Bastaroli aus Turin, 28.6.2018)