Während in Kanada ab 17. Oktober die Freigabe von Hanf erfolgen wird – im Bild ein Mann mit Joint am 20. April in Ottawa –, wird in Europa sogar der Handel mit Cannabis-Aktien erschwert.

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Wien – An den deutschen Börsen werden Cannabis-Aktien künftig zu keiner "Grow-Story" mehr werden. Denn eine neue Vorgabe legt den Handel mit den Hasch-Papieren lahm. Für Besitzer dieser Aktien ist das besonders bitter, weil die Papiere von Unternehmen, die Cannabis-Produkte herstellen – hier geht es vor allem um die medizinische Anwendung –, zuletzt hohe Bewertungen hatten und sich gut entwickelt haben.

Nun muss die Deutsche Börse auf diese Titel verzichten. Denn ihre Tochter Clearstream teilt mit, dass sie den Handel mit Aktien von Unternehmen, die Cannabis herstellen oder die Produktion von Cannabis oder vergleichbaren Drogen finanzieren, ab Ende September vom Handel aussetzt. Grund dafür ist, dass die dortige Börsenaufsicht (in Luxemburg) entschieden hat, dass der Handel mit Cannabis-Aktien illegal ist. Denn in Luxemburg sind Besitz und Konsum von Marihuana illegal. Auch in der Medizin darf Cannabis in Luxemburg nicht eingesetzt werden. In Deutschland ist das anders – das war auch die Grundlage dafür, dass die Papiere an der Börse notieren durften.

"Kein Entscheidungsspielraum"

Die Deutsche Börse hat hier wenig mitzureden. "Wenn der zuständige Regulator das so vorgibt, haben wir als Deutsche Börse keinen Entscheidungsspielraum", zitiert das "Handelsblatt" Christina Hudelmayer, die Sprecherin der Deutschen Börse. Und in diesem Fall ist es so, dass die ausländischen Werte, um die es bei der ganzen Sache geht, zwar bei der deutschen Clearstream liegen, aber von dieser in Luxemburg verwahrt werden.

Das Aus für diese Anlageklasse kommt auch recht schnell. Schon per 24. September wird der Handel nicht mehr möglich sein. Betroffen davon sind 145 Unternehmen, darunter auch der kanadische Cannabis-Produzent Aphria. Das Unternehmen gehört mit einer Bewertung an der Börse von aktuell rund 2,8 Milliarden kanadischen Dollar zu den größten Playern in diesem Segment.

Ende des Rausches

Viele Anleger trifft das hart, denn viele Cannabis-Aktien haben in den vergangenen Jahren wahre Höhenflüge an der Börse hingelegt. Auch Analysten sehen diesen Sektor als einen explodierenden Markt. Mit immer neuen Firmen, die an die Börse gegangen sind, und auch vielen Start-ups (vor allem in Nordamerika) für die Herstellung von medizinischem Cannabis tue sich auch viel in dem Sektor.

Dieser Rausch geht für deutsche Anleger nun zu Ende. Kunden wurden über das Aus dieser Anlageklasse auch nicht direkt informiert. Dass es hier noch zu Klagen kommt, sei nicht auszuschließen, teilt ein Betroffener dem STANDARD mit. Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz warnt vor negativen Auswirkungen für Anleger und den Markt. Denn es scheint nicht klar geregelt, wie Inhaber solcher Papiere nun reagieren müssen und können. Ob es zu einer automatischen Umlagerung der betroffenen Papiere an eine andere Börse kommt, ist noch offen. (Bettina Pfluger, 28.6.2018)