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Foto: Dpa/Marcel Kusch

Gütersloh – Eine Wohnung ohne feuchte Wände, täglich eine warme Mahlzeit, die Miete pünktlich zahlen können, ab und zu Freunde zum Essen einladen: Was für viele ganz selbstverständlich klingt, ist für manche Kinder Mangelware. Kinderarmut ist weder in Deutschland noch in Österreich eine Seltenheit. In welchen Verhältnissen Kinder aufwachsen, hängt maßgeblich davon ab, wie die Erwerbssituation der Mütter aussieht, heißt es in einer aktuellen Studie der deutschen Bertelsmann-Stiftung.

Ist die Mutter nicht erwerbstätig, droht ihren Kindern häufiger Armut. Besonders unter alleinerziehenden Eltern führt Erwerbslosigkeit zu Armutsgefahr, so die Studie. Demnach wachsen Kinder bei erwerbslosen Müttern zu 96 Prozent in einer dauerhaften oder wiederkehrenden Armutslage auf.

Nicht nur eine Frage des Geldes

Auf der anderen Seite sind Kinder in Paarfamilien, deren Mütter dauerhaft in Vollzeit, Teilzeit oder Minijobs arbeiten, fast alle finanziell abgesichert. Arbeit aufzunehmen kann mitunter aber schwierig sein, denn neben einem Vollzeitjob seien auch geringfügige Tätigkeiten kaum mit den Öffnungszeiten von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen vereinbar.

Für die Studie wurden 15.000 Personen ab 15 Jahren in Deutschland über fünf Jahre regelmäßig befragt. Als arm beziehungsweise armutsgefährdet gelten jene Kinder in Familien, deren Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt und die mit weniger als 60 Prozent des mittleren äquivalenzgewichteten Haushaltsnettoeinkommens auskommen müssen oder Mindestsicherung beziehen.

Soziale Isolation

Für die Kinder bedeutet die Armut in der Regel zwar nicht, obdachlos oder hungrig zu sein, allerdings seien sie sozial stärker abgekoppelt. Kinder, die finanziell abgesichert aufwachsen, sind zu 75 Prozent in Vereinen aktiv, bei jenen in dauerhaften Armutslagen seien es weniger als 40 Prozent. Sie fühlen sich weniger zugehörig zur Gesellschaft, weniger vernetzt und haben weniger enge Freunde.

Die Stiftung fordert, verstärkt auf Ganztagsschulen und Kitas zu setzen. Für die Familien sollte es ein "Teilhabegeld" geben, in der die staatlichen Geldflüsse gebündelt sind und das je nach Einkommen "abgeschmolzen" wird. (jp, 28.6.2018)