Beseelte Balladen beim Jazzfest Wien: Coirinne Bailey tritt am 7. Juli in der Staatsoper auf.

Alexandra Valenti

Jazzfest ist. Echt. Wer es noch nicht bemerkt hat, es läuft seit Mitte Juni. Da gastierte Kris Kristofferson in die Wiener Stadthalle. Der Auftritt des bekannten Jazzsängers läutete offiziell den Beginn des Wiener Jazzfest ein. Man könnte jetzt über die Eingemeindung dieses Konzertes ebenso meditieren wie über die Jazzaffinität des Countrysängers, Songwriters und Schauspielers – aber das zöge möglicherweise Melancholie nach sich.

Kuba grüßt die Spittelau

Zehn Tage später ging es mit ersten Konzerten zögerlich wirklich los, ab dem heutigen Samstag könnte so etwas wie Festivalsstimmung aufkommen. Um schlappe 2 Euro sind auf dem charmebedürftigen Gelände der Wien-Energie in der Spittelau die Afro Cuban Allstars zu erleben. Die wievielte Besetzung der Stars das genau ist, wissen höchstens sie selbst, sie werden jedenfalls versuchen, Son, Rumba und Co vorstadtkompatibel aufzuführen. Sie sind mit Count Basic und 5/8erl in Ehrn als zwei heimische Platzhirschen zu erleben.

Crooning in der Oper

Am 3. Juli präsentiert Bassbariton Thomas Quasthoff in der Staatsoper ein extra für das Jazz Fest Wien erarbeitetes Programm. Begleitet wird er von der Big Band des Orchesters der Vereinigten Bühnen Wien. Tags darauf, selber Ort. Zuerst wird Louie Austen barcroonerisch die Logen der Oper besingen, bevor Melody Gardot ihre zwischen Schmalz und Schmelz pendelnden Balladen vortragen wird.

Weltstarisches

Am 6. Juli läuten – wieder in der Oper – die Glocken Weltstaralarm. CeeLo Green wird seine beachtliche Stimme erheben. Green hat mit Produzent Danger Mouse unter dem Namen Gnarls Barkley den Welthit Crazy gproduziert, 2006 war das. Seit damals konnte er zwar nicht ebenso erfolgreich nachlegen, zumindest zu Hause in den USA führt er aber ein beschauliches Popstarleben mit Barack Obamas privater Nummer im Cellphone.

Cee-Lo Green singt Crazy, dramatisch abgebremst.
hektopascal1013

Ebenso im Soul – nur ganz anders – ist Corinne Bailey Rae verortet (7.7. Oper). Die Britin ist mit ihren beseelten Balladen immens erfolgreich und wäre mit der ursprünglich für denselben Tag gebuchten Bettye LaVette eine Bank gewesen – doch LaVette hat abgesagt.

Gratis am Rathausplatz

Jazz gibt’s beim Jazzfest auch, vornehmlich in den kleinen Clubs, dem Jazzland, im Reigen und im Porgy & Bess, etwa die Briten von Mamal Hands (5.7., Porgy). Gefühlvolles Kunstlied am Cello bietet der US-Amerikaner Gabriela Royal. Souliges Songwriting und Laptop-Soul bieten Rhys Lewis (1.7., Porgy) oder Her (10.7.) gratis am Rathausplatz. (Karl Fluch, 29.6.2018)