Schauer-Synthie-Pop für den gemäßigten Sommer: Monsterheart.

Foto: Pascal Flamme

Freitag, 29. 6.

Das 21er Haus heißt seit diesem Jahr Belvedere 21. Wer das noch nicht wusste und auf den Schock hin einen Spritzer braucht, kann ihn wenigstens ebendort konsumieren. Das traditionell gut besuchte Sommerfest durfte nämlich trotz der Namensänderung bleiben. Dass es in erster Linie um Kunst geht und nicht um die Party, will auch das musikalische Rahmenprogramm vermitteln. Zum Beispiel durch ein Konzert der Schauer-Synthie-Popperin Monsterheart, die neben ihrer One-Woman-Band auch noch ein Studium an der Akademie der bildenden Künste vorzuweisen hat. Später übernimmt Kollegin Verena Dengler – kürzlich mit dem Strabag Art Award 2018 ausgezeichnet – an der DJ-Kanzel.

Ums einundzwanzigste Jahr, nicht Jahrhundert, geht es derweil in der Grellen Forelle. Das österreichische Hip-Hop-Magazin The Message feiert dort nämlich Geburtstag. Aus Deutschland bringen Ahzumjot nachdenkliche und Eunique bissige Rap-Geschenke. Auch die lokale Szene, die vom Wiener Beat-Urgestein Brenk Sinatra, Produzent Lex Lugner oder Dialekt-Cloud-Rapperin Hunney Pimp vertreten wird, gratuliert.

Ganz anders ließe sich der Abend mit einem Besuch in der Steinergasse 8, 1170 Wien, beginnen, wo die Studierenden des Lehrgangs für Computermusik und elektronische Medien an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ihre neuen Projekte präsentieren. Später könnte man im Sass anschließen. Die beiden Kollektive Meuterei und Manifest verbinden dort House und Disco mit Techno.

Samstag, 30. 6.

Zum vorläufig letzten Tanz ruft das Werk auf, das in den nächsten fünf Wochen renoviert und vergrößert wird und dazu kurzzeitig seine Pforten schließt. Einmal noch den charmanten Grind genießen geht am Samstag mit musikalischer Unterstützung von Meat Market auf dem kleinen und Goldgelb Records auf dem großen Floor.

Wenn sich eine Tür kurzzeitig schließt, öffnet sich eine andere: zum Beispiel in Form einer Open-Air-Techno-Party, die sich über den Alberner Hafen ergießen wird. Manche Türen schließen sich aber auch für immer. Jene des Donaustädter Bollwerks (einst Nachtschicht, dann Club Couture) zum Beispiel. Vom Großraumdisko-Lebensgefühl kann man sich standesgemäß am Samstag verabschieden.

Freunde des Kleinraums könnten womöglich in der Gegend des Wiener Gürtels fündig werden. Zum Beispiel beim psychedelischen Elektro-Wahnsinn Otto von Schirachs im Fanialive oder im nahegelegenen Einbaumöbel, wo es sich zu den tropischen Downtempo-Klängen des Kolumbianers Aiwaa, der auf Einladung von Vienna is Tropical zu Gast ist, herrlich meditieren lässt. Wie jemand aussieht, der seit mehr als 30 Jahren auflegt, kann ein Besuch in der Grellen Forelle auch nicht beantworten.

DJ Stingray trägt nämlich Sturmhaube. Es geht aber ohnehin um die Musik. Der aus Detroit stammende DJ, Produzent und Labelchef wird eines seiner hochenergetischen, abwechslungsreichen Techno-Sets spielen. Hörenswert! (Amira Ben Saoud, 29.6.2018)