Addis Abeba – Wegen neu aufgeflammter Konflikte zwischen einheimischen Bevölkerungsgruppen sind im Süden Äthiopiens fast eine Million Menschen auf der Flucht. Seit Anfang Juni seien in der Region Gedeo rund 793.000 Vertriebene registriert worden, in West Guji weitere 185.000, erklärte das UN-Nothilfebüro (Ocha).

Die Angst vor neuer Gewalt habe innerhalb kürzester Zeit eine Welle der Vertreibung ausgelöst, die nun zu einer "schwerwiegenden humanitären Krise" führe, warnte am Donnerstag die Hilfsorganisation Norwegischer Flüchtlingsrat (NRC).

Kaum Aufmerksamkeit für Krise

Wegen des Anschwellens der Gewalt gebe es in Äthiopien eine der am schnellsten wachsenden Fluchtkrisen weltweit, sagte NRC-Regionaldirektor Nigel Tricks. Trotzdem seien der Krise bisher nur wenig Aufmerksamkeit und Spenden gewidmet worden. Die Vertriebenen sind nach UN-Angaben zumeist bei Verwandten untergekommen, die selbst kaum genug zu Essen hätten. Um in den nächsten sechs Monaten adäquat Hilfe leisten zu können, bräuchten Helfer rund 118 Millionen Dollar (102 Millionen Euro), so die UN.

Das ostafrikanische Äthiopien mit seinen knapp 100 Millionen Einwohnern ist Heimat dutzender verschiedener ethnischer Gruppen. Die genauen Hintergründe der neuen Spannungen im Süden des Landes – einer wichtigen Kaffee-Anbauregion – blieben zunächst unklar. (APA, 26.6.2018)