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Zürich – Bei der öffentlich-rechtlichen Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) sollen in den nächsten vier Jahren rund 250 Stellen einem Sparkurs zum Opfer fallen. Die SRG strebt einen Abbau über natürliche Abgänge an. Entlassungen will sie aber nicht ausschließen.

Bis Ende September arbeite die SRG an der Detailplanung. Anschließend werde sie die Sozialpartner und die Mitarbeiter anhören, hieß es in einem Communique vom Donnerstag. Die Umsetzung erfolgt ab 2019. Für die betroffenen Mitarbeiter soll ein Sozialplan zur Anwendung kommen.

Schon nach der Ablehnung der "No Billag"-Initiative (Billag ist die Schweizer Variante der österreichischen GIS, Anm.) im März hatte die SRG angekündigt, rund 100 Mio. Franken (86,7 Mio. Euro) sparen zu wollen. Nun ist auch bekannt, wo gespart werden soll: 20 Mio. Franken entfallen auf den deutschsprachigen Fernsehkanal SRF, 15 Mio. auf die französischsprachige RTS, 10 Millionen auf die italienischsprachige RSI und eine Million auf die rätoromanische RTR. Weitere 15 Millionen will die SRG bei der Generaldirektion sparen, eine Million bei der Onlinepräsenz SWI Swissinfo. Hinzu kommen übergeordnete Einsparungen – vor allem in den Bereichen Infrastruktur und Distribution. Diese belaufen sich auf 40 Mio. Franken. In allen Regionen sollen die Immobilienkosten deutlich sinken. 20 Mio. Franken will die SRG reinvestieren.

SRG begründet Maßnahmen mit Gebührendeckelung

Der Verwaltungsrat der SRG hieß am Mittwoch den Rahmen des von der Generaldirektion vorgeschlagenen Spar- und Effizienzsteigerungsplanes gut. Die Sparübung wird mit der bundesrätlichen Deckelung der Gebühreneinnahmen und rückläufigen Werbeeinnahmen begründet.

Das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) nannte die Zahl der betroffenen Stellen in einer Reaktion "hoch". Der angekündigte Abbau treffe den Arbeitsmarkt empfindlich, besonders im arg gebeutelten Medienbereich. Von Kündigungen sei abzusehen, forderte die Gewerkschaft in ihrer Mitteilung. Sie will im Rahmen der Konsultation zusammen mit den Angestellten Alternativen zum Stellenabbau präsentieren. Diese müssten von der SRG-Führung seriös geprüft werden.

Gewerkschaft befürchtet mehr Belastung für Mitarbeiter

Beim Angebot wolle die SRG nur geringfügig sparen, kritisierte das SSM. Zu befürchten sei deshalb, dass die verbleibenden Mitarbeiter noch mehr produzieren müssten und die Belastung am Arbeitsplatz zunehme. Schon jetzt gebe es Bereiche, in denen die Arbeit mit immer weniger Personal nicht in gewohnter Qualität geleistet werden könne.

Weiters gab die SRG am Donnerstag bekannt, dass am Dienstag der Kaufvertrag für die Veräußerung ihrer Anteile am Werbevermarkter Admeira unterzeichnet worden sei. Wie schon im April bekannt gegeben, übernehmen die anderen Admeira-Aktionäre, die Medienkonzerne Ringier und Swisscom, das SRG-Aktienpaket von 33,3 Prozent zu gleichen Teilen.

Admeira vermarktet weiterhin Werbung für die SRG-Sender. Der Verkauf der SRG-Anteile mache es möglich, neue Inventargeber und Aktionäre aufzunehmen, ließ sich Verwaltungsratpräsident und Ringer-CEO Marc Walder in einer Mitteilung zitieren. So könne das Innovationsprojekt frei von medienpolitischen Grabenkämpfen in die Zukunft geführt werden.

Admeira ist seit 2016 operativ tätig. Mit der Werbeallianz wollten Ringier, SRG und Swisscom den Schweizer Werbemarkt als Ganzes stärken und gegen ausländische Online-Riesen wie Google, Facebook und Youtube besser bestehen. Namentlich die Verleger hatten das Engagement der SRG bei Admeira kritisiert. (APA, sda, 28.6.2018)