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Der Wasserdampf rund um den Südpol des Saturnmonds Enceladus enthält viele komplexe organische Moleküle.
Foto: Reuters

Heidelberg/Wien – Die Temperaturen auf Enceladus sind alles andere als lebensfreundlich. Da der kleine Saturnmond – sein Durchmesser beträgt gerade einmal gut 500 Kilometer – von einer dicken Eisschicht umgeben ist, die Licht reflektiert, herrschen dort Temperaturen von rund minus 200 Grad Celsius. Dennoch gilt Enceladus unter Astrobiologen als heißester Kandidat für die Suche nach Leben jenseits der Erde.

Das liegt vor allem daran, dass sich unter der dicken Eiskruste ein Ozean verbirgt, der auf natürliche Weise gewärmt wird: Die Gezeitenkräfte "kneten" nämlich den Gesteinskern des Himmelskörpers durch, weshalb das unterirdische Meer bis zum Siedepunkt aufgeheizt wird. Und durch sogenannte Kryo- oder Eisvulkane speit Enceladus Flüssigkeit aus seinem Inneren nach außen.

Suche nach Signaturen des Lebens

In dieser aktiven Wasserdampf-Atmosphäre rund um den Südpol des Mondes suchen Forscher seit einiger Zeit nach chemischen Signaturen, die womöglich auf Leben hindeuten könnten. Konkret handelt es sich um Daten der Raumsonde Cassini, die ab März 2005 mehrere Male recht nah an Enceladus vorbeiflog.

So in etwa stellen sich die Forscher die Eiskruste und den Kryo-Vulkanismus auf dem Saturnmond vor.
Foto: NASA/JPL

Forscher um Frank Postberg (Uni Heidelberg) haben nun in den Daten der Raumsonde, die 2017 in der Saturnatmosphäre versenkt wurde, etwas Aufregendes entdeckt: Sie stießen auf Spuren überraschend vieler schwerer organischer Moleküle. Die sind zwar noch kein Beweis für Leben, deuten aber doch auf eine reichhaltige Chemie auf dem Eismond hin. Und eine solche komplexe Chemie ist wiederum Voraussetzung für Leben.

Wie das Team um Postberg im Fachblatt "Nature" schreibt, waren die nun aufgespürten Moleküle und Molekülfragmente bis zu viermal schwerer als die größten bislang nachgewiesenen Moleküle rund um Enceladus. Um welche Moleküle es sich handelt, ließ sich mit den Bordmitteln von Cassini leider nicht exakt bestimmen.

Erhebliche Konzentrationen

Überrascht waren die Forscher auch über die hohe Konzentration organischer Moleküle um Enceladus. Vermutlich heften sich die Moleküle an aufsteigende Gasbläschen im unterirdischen Ozean und gelangen so an die Oberfläche. Zusammen mit verdampfendem Wasser werden sie dann ins Vakuum des Alls gerissen. In der Kälte des Weltraums gefriert das Wasser schnell und bindet die organischen Moleküle an sich.

"Die Fontänen auf Enceladus legen uns die interessanten Moleküle praktisch auf den Präsentierteller", sagt Postberg. Da Leben nach heutigem Verständnis wahrscheinlich Wasser und eine Energiequelle benötigt, sind die Voraussetzungen dafür bei kaum einem anderen Himmelskörper besser als auf Enceladus. (tasch, 29.6.2018)