Berlin – 164 Geparde haben Forscher in Namibia mit GPS-Halsbändern ausgestattet, um die bislang nur unzureichend erforschte Mobilität der großen Kleinkatzen zu untersuchen. Anders wäre es kaum möglich: Begegnungen mit Menschen haben die schnellen Räuber scheu gemacht, wie der Forschungsverbund Berlin berichtet.

Das Projekt, das Forscher um Jörg Melzheimer vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung durchgeführt haben, erbrachte drei verschiedene Muster: Weibchen, die – von ihrem Nachwuchs abgesehen – stets für sich bleiben, leben in mittelgroßen Revieren von etwa 650 Quadratkilometern.

Revierbesitzer und Nomaden

Bei Männchen hingegen gibt es zwei sehr unterschiedliche Verhaltensweisen. Die einen leben in festen "kleinen" Revieren von etwa 380 Quadratkilometern (was nur etwas kleiner ist als das Stadtgebiet von Wien). Diese Reviere markieren sie mit Duftmarken, etwa an Bäumen oder Termitenhügeln. Die anderen ziehen, oft in sogenannten Koalitionen aus mehreren Tieren, durch sehr große Gebiete von etwa 1.600 Quadratkilometern. Die Duftmarken stoßen bei ihnen auf großes Interesse, da diese Informationen über das ansässige Männchen beinhalten.

Denn im Grunde sind die herumziehenden Männchen ständig auf der Lauer: Bei Gelegenheit versuchen sie ein Territorium zu übernehmen, wenn ihre Gruppengröße die des oder der Territoriums-Besitzer übersteigt. Solche Übernahmeangriffe enden oft tödlich, berichten die Forscher.

Wichtige Überschneidung mit Revieren der Weibchen

"Die hohe Risikobereitschaft der Männchen, eines der kleinen Territorien zu übernehmen, deutet darauf hin, dass es sich um eine wichtige Ressource handelt. Wir vermuten, dass es um eine erhöhte Begegnungswahrscheinlichkeit mit den Weibchen geht, da diese regelmäßig die Markierungsbäume verschiedener Territorien besuchen" sagt Melzheimers Kollegin Bettina Wachter.

Das unterschiedliche Verhalten spiegelt den Forschern zufolge den Lebenszyklus der Tiere wider: Nomaden sind jung, Revierbesitzer älter – und offenbar auch gesetzter. Hat ein vormaliger Nomade ein Territorium übernommen, vergrößert sich innerhalb weniger Monate sein Körpergewicht. Er kann nun in aller Ruhe "fett" werden – zumindest bis der nächstjüngere Konkurrent angeschlichen kommt. (red, 29. 6. 2018)