Andreas Mailath-Pokorny war 17 Jahre lang Wiener Kulturstadtrat.

APA/Georg Hochmuth

Die Klubobfrau und Wiener Kultursprecherin der Neos, Beate Meinl-Reisinger, kritisiert "Postenschacher" bei der Wiener SPÖ. Konkret stößt sie sich daran, dass der Ex-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, wie vor zwei Tagen bekannt wurde, einen neuen Job als Rektor der Musik- und Kunst-Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) antritt. "Im roten Wien wäscht eine Hand die andere", das gehöre "endlich abgestellt", so Meinl-Reisinger.

Als Hinweis darauf, dass der Bewerbungsprozess womöglich nicht ergebnisoffen stattgefunden habe, weisen die Neos auf die zeitlichen Abläufe hin: Die Ausschreibung für den Rektorenposten der MUK war just noch einmal verschoben worden, nachdem Bürgermeister Häupl im April letzten Jahres seinen Rückzug angekündigt hatte. Damals wurde verlautbart, die Ausschreibung werde erst 2018 erfolgen.

Gerüchteweise hätte bereits Ex-Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl als Rektorin bestellt werden sollen. SPÖ-interne Querelen sollen die Bestellung damals verhindert haben. Das 2018 durchgeführte Bewerbungsverfahren hat laut Wien Holding von 21. April bis 21. Mai gedauert. Am 15. Mai wurden die neuen Stadträte vom neuen Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) präsentiert, angelobt wurden sie am 24. Mai. Bis zu diesem Tag war Mailath-Pokorny noch amtsführender Stadtrat.

Personalkarussell

Die Neos schlussfolgern, dass sich Mailath-Pokorny in der Zeit beworben haben muss, als er und auch Renate Brauner noch als Stadträte im Amt waren und Peter Hanke (damals Geschäftsführer der Wien Holding) bereits als neuer Stadtrat angekündigt wurde. "Alle drei waren sich ihrer Zukunft schon sicher", vermutet eine Sprecherin der Neos.

Für die Auswahl der Bewerber wurde eine Findungskommission eingesetzt. Darin waren unter anderem zwei Mitglieder, die vom Eigentümer der Wien Holding nominiert wurden. Die Leitung der Findungskommission oblag ebenso der Wien Holding.

Die Neos stoßen sich außerdem daran, dass die MUK, die früher direkt bei der Stadt Wien angesiedelt war, 2016 in der Ära Mailath-Pokornys zu 100 Prozent ins Eigentum der Wien Holding ausgegliedert wurde. Damit sei sie "auch gänzlich der Kontrolle des Wiener Gemeinderats entzogen" worden, so die Neos-Sprecherin.

Brandsteidl, die den Posten am MUK dem Vernehmen nach zuerst hätte bekommen sollen, wurde am 30. April von Mailath-Pokorny als Koordinatorin für das Beethoven-Jahr 2020 bestellt. Ein weiteres Indiz für Neos-Chefin Meinl-Reisinger, dass "im Hintergrund die SPÖ alle Fäden in der Hand" habe und "ihre Genossen" mit Jobs versorge. (stew, 30.6.2018)